Peine. Der Streit um Nitrat im Grundwasser, der zwischen Wasserverband Peine und Landwirtschaft ausgetragen wird, geht weiter.

Nächste Runde im Streit zwischen Wasserverband Peine und Landwirtschaft im Zusammenhang mit der Düngeverordnung: Am Montag hat der Wasserverband – er betreibt viele Kläranlagen – die Landwirte für deren Aussagen kritisiert, auch solche Anlagen könnten zu hohen Nitratwerten im Grundwasser sorgen. In einer Pressemitteilung äußert sich der Peiner Kreislandwirt Wilfried Henties, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Landvolks Braunschweiger Land (LBL), zu den Ausführungen des Wasserverbands: Sie bedürften aufgrund „erheblicher fachlicher Unschärfen“ einer Kommentierung.

Peines Kreislandwirt Wilfried Henties aus Oberg
Peines Kreislandwirt Wilfried Henties aus Oberg © Archiv | Jörg Kleinert

Die durch überparteilichen Konsens verabschiedete Düngeverordnung 2017 sei nur wenige Monate nach Inkrafttreten einer weiteren Verschärfung unterzogen worden, ohne die Auswirkungen abzuwarten. In Wasserschutzgebieten führten die Restriktionen von Wasserschutz plus Auflagen für „Rote Gebiete“ zu einem Ende der bisherigen sich selbsttragenden Erwerbslandwirtschaft, sagt der Oberger Henties.

Als Folge hätten das LBL und der Kreisverband Cloppenburg zusammen mit jetzt weiteren 21 Kreisverbänden in Niedersachsen ein anerkanntes, unabhängiges Ingenieurbüro mit der Begutachtung der entsprechenden Grundwassermessstellen beauftragt, um gegebenenfalls auch gerichtliche Schritte einleiten zu können.

„Die Lage und Ausgestaltung sowie der bauliche Zustand der Messstellen unterliegen klar definierten Regelwerken. Das Gutachten hat schwere bauliche Mängel an über 50 Prozent der Messstellen zu Tage gefördert. Diese können nicht als Grundlage der Einschätzung der Wasserqualität des jeweiligen Gebietes dienen“, bemerkt der Kreislandwirt. Halte man sich an Fakten und nicht an Emotionen, bleibe festzustellen, dass der Wasserverband Peine in den Werken Wehnsen und Burgdorfer Holz aktuell keinerlei Probleme mit Nitrat im Wasser habe. „Dieses ist der vorausschauenden Wirtschaftsweise früherer Verbandsvorsteher geschuldet, die mit Weitsicht Landwirte als Partner verstanden haben und diese von wasserschonendem Wirtschaften überzeugt haben. Daraus resultierende wirtschaftliche Nachteile wurden und werden finanziell ausgeglichen“, so der Kreislandwirt.

Die Stickstoffüberschüsse beliefen sich in Niedersachsen vor 2017 auf circa 70.000 Tonnen, nach der Gesetzesreform auf aktuell 31.000 Tonnen im Jahr 2018/19 mit weiter stark fallender Tendenz, schreibt das LBL. Überschüsse beziehungsweise Unterschüsse würden aus der Bilanz von Düngermenge versus Erntemenge der Früchte errechnet. Leider habe das Dürrejahr 2018/19 eine erheblich geringere Erntemenge ergeben: Somit seien Dünger-Überschüsse die logische Folge, da im Frühjahr noch von einer normalen Ernte ausgegangen worden sei. Bei einer halbwegs normalen Erntemenge seien die Überschüsse nahe null. Und nun? „Eine Normenkon-trollklage wurde beim Verwaltungsgericht eingereicht, weil das Land Niedersachsen bei den bisher angelaufenen Gesprächen nicht bereit war, auf die vom Landvolkverband vorgetragenen Messstellenmängel einzugehen“, so Henties. Weiter sei es nicht bekannt, dass ein Wasserverband dazu informiert werden müsste.