Peine. Der erste Bildungsbericht beweist einen solchen Zusammenhang, der schon in der Kita und in der Grundschule deutlich wird.

Bei keinem Geringerem als den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy nimmt der Landkreis Peine in seinem ersten Bildungsbericht eine Anleihe: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung – keine Bildung“, zitiert Peines Landrat Franz Einhaus den Präsidenten und betont: „Der Landkreis Peine engagiert sich im Bildungsbereich seit vielen Jahren weit über seine Pflichtaufgaben hinaus.“

Auf 86 Seiten befasst sich der Bildungsbericht zum einen mit Rahmenbedingungen wie Arbeitsmarkt und soziale Lage der Eltern, zum anderen aber auch mit der frühkindlichen Bildung (Kindertagesstätten/Kitas) und den Grundschulen. Für sich in Anspruch nimmt der Bericht, nicht nur den Ist-Zustand darzustellen, sondern auch Entwicklungen aufzuzeigen.

Die Bildung der Kinder hängt stark von der Bildung der Eltern ab – diese hinlänglich bekannte These untermauert der Landkreis in seiner Dokumentation: Denn bei seinen Schuleingangsuntersuchungen erfasst der Kreis seit 2017 auch den Bildungsgrad der Eltern. „Es zeigt sich, dass Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsgrad zumeist im Bereich sportlicher und musischer Förderung benachteiligt sind, häufiger sprachliche Probleme aufweisen und öfter Einschränkungen bei der Empfehlung zum Grundschuleintritt haben als Kinder von Eltern mit mittlerem/hohem Bildungsgrad“, lautet die ernüchternde Bilanz der Kreisverwaltung. So seien es gerade Kinder aus bildungsfernen Familien, die nicht schwimmen könnten. Insgesamt gesehen sei der Anteil von Mädchen und Jungen, die ohne Einschränkungen grundschulfähig seien, „seit Jahren gesunken“.

Und weiter: „Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einer Kindertagesstätte ist bei Kindern aus einem Elternhaus mit niedrigem Bildungsstand deutlicher kürzer.“ Denn 30 Prozent dieser Kinder nutzten die „Möglichkeiten einer gebührenfreien Betreuung in einer Kita derzeit nicht im vollen Umfang“. Die Kreisverwaltung rät daher dringend, Ansätze zu finden, um die Betreuungsmöglichkeiten voll auszunutzen. Dazu noch ein paar Zahlen: „Mehr als 92 Prozent der Kinder aus Familien mit mittlerem oder hohem Bildungsgrad besuchen kreisweit 25 bis 48 Monate eine Kita, während die gleiche Dauer nur 68 Prozent der Kindern aus bildungsfernen Familien in Anspruch nehmen.“

Weitere Besonderheiten bei der frühkindlichen Bildung: „Jungen sind deutlich häufiger von Rückstellungen vom Grundschulbesuch betroffen als Mädchen.“ Andererseits würden Mädchen „deutlich häufiger“ vorzeitig eingeschult als Jungen. Unabhängig davon zeichne sich aber auch eine „Zunahme von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf“ ab.

Als eine „besondere Herausforderung“ für die Kindertagesstätten nennt die Kreisverwaltung die Migration, und zwar „aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen/Hintergründe und aufgrund der erforderlichen Sprachförderung“. In einigen Einrichtungen – vornehmlich in der Stadt Peine und in der Gemeinde Ilsede – liege der Migrationsanteil bei über 60 Prozent, teilweise bei bis zu 85,5 Prozent. „In diesem Zusammenhang muss das Thema Integration und auch der Wunsch und Auftrag nach einer effektiven Sprach- und Bildungsförderung hinterfragt werden“, heißt es im Bildungsbericht kritisch.

Nach Überzeugung des Landkreises hat das Thema Qualität in der Kita beim Bildungs- und Erziehungsauftrag eine „herausgehobene Bedeutung“. Allerdings gebe es derzeit im Kreisgebiet keine belastbaren Daten zur Qualität von Kitas; lediglich könne der „wenig aussagefähige Betreuungsschlüssel“ abgerufen werden.

Gemäß den Prognosen ist davon auszugehen, dass die Grundschülerzahlen landkreisweit steigen werden. „Zeitversetzt werden sich die Herausforderungen in den Kitas – Integration und Sprache – dann in den Grundschulen niederschlagen“, erwartet der Landkreis. Der Kreissportbund möchte im Übrigen ein Schwimmprojekt für Grundschüler anbieten, die nicht schwimmen können.

Der Landkreis Peine stellt den Bildungsbericht im Kreistag am Mittwoch, 23. Oktober, ab 17.30 Uhr in der Aula des Peiner Ratsgymnasiums in öffentlicher Sitzung vor. Der nächste Bericht erscheint im kommenden Jahr und wird ergänzt um die Bereiche „allgemeinbildende Schulen“ und „Übergang Schule - Beruf“ sowie ausgewählte Bereiche der außerschulischen Bildung.