Ilsede. Auf dieser Radtour darf auf die Suche nach einem verschwundenen Dorf gegangen werden.

Wer etwas Lust auf eine längere Strecke ohne besondere Schwierigkeiten hat, der kann im Peiner Umland einige Wege finden. Bei dieser Tour geht es von Ilsede über Peine bis nach Edemissen und von dort aus über Meerdorf und Dungelbeck wieder zurück. Die Strecke lässt sich auch ohne besonderes Fitnesstraining im Vorfeld bewältigen – zwischendurch gibt es immer wieder Sehenswürdigkeiten, die sich für kurze Pausen eignen.

Start und Ziel am Hüttengelände

Am einfachsten ist die Anreise mit dem Auto zum Hüttengelände, ausreichend Parkmöglichkeiten sind vorhanden. Aber auch die Anreise per Bus ist möglich, Ausgangspunkt ist dann der ZOB Ilsede. Seit 1997 läuft der Umbau des früheren Werksgeländes in einen Gewerbepark mit Einkaufs- und Naherholungsmöglichkeiten. Einige der alten Gebäude, etwa die Verwaltung, konnten erhalten und in moderne Büro- und Konferenzhäuser umgebaut werden. Die ehemalige Gebläsehalle, die ihren Namen bis heute trägt, ist zu einem Veranstaltungszentrum ausgebaut.

Vom Hüttengelände aus geht es über den Marktplatz und durch die Dorfstraße vorbei an der Nikolaikirche aus dem 16. Jahrhundert ins Industriegebiet Nord bis nach Klein Ilsede hinein. Dort führt die Strecke parallel zur selten befahrenen Bahnstrecke Ilsede-Peine durch eine Feuchtwiesen-Landschaft, die durch regelmäßige Überflutungen der Fuhse zwischen Klein Ilsede und Handorf entstanden ist.

Kurz vor Peine wird die Fuhse durch Rohre unter dem Mittellandkanal hindurchgeleitet – doch bei starken Regenfällen reichen die Durchlässe nicht aus. An der sogenannten Ilseder Mühle geht es über die Bundesstraße 444 auf den Fahrradweg bis in die Stadt hinein.

Die lange Fahrradtour rund um Peine nach Edemissen

Das ehemalige Hüttengelände in Groß Ilsede ist zu einem Gewerbepark mit Naherholungsgebiet entwickelt worden. Mehreren Stationen berichten von der Geschichte der örtlichen Stahlindustrie.
Das ehemalige Hüttengelände in Groß Ilsede ist zu einem Gewerbepark mit Naherholungsgebiet entwickelt worden. Mehreren Stationen berichten von der Geschichte der örtlichen Stahlindustrie. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Die historische Holländermühle gehört zu den Wahrzeichen der Fuhsestadt.
Die historische Holländermühle gehört zu den Wahrzeichen der Fuhsestadt. © Gesa Lormis | Lormis/Regio Press
Vor tausend Jahren prägte die Festung an der Fuhse das Peiner Stadtleben. Wiederentdeckte und restaurierte Teile der Burg können im Burgpark besichtigt werden.
Vor tausend Jahren prägte die Festung an der Fuhse das Peiner Stadtleben. Wiederentdeckte und restaurierte Teile der Burg können im Burgpark besichtigt werden. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Eine der ersten Stationen für eine kurze Rast ist die Peiner Innenstadt.
Eine der ersten Stationen für eine kurze Rast ist die Peiner Innenstadt. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Auf vielen Abschnitten streift die Strecke ausgewiesene Touren wie die Kulturroute oder die mit einer Libelle gekennzeichnete Wasserroute.
Auf vielen Abschnitten streift die Strecke ausgewiesene Touren wie die Kulturroute oder die mit einer Libelle gekennzeichnete Wasserroute. © Lormis | Gesa Lormis
Zwischen Herzberg und Fuhseniederungen folgt die Strecke einem Fahrradweg bis zum Eixer See.
Zwischen Herzberg und Fuhseniederungen folgt die Strecke einem Fahrradweg bis zum Eixer See. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Der ehemalige Baggersee bei Eixe gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen der Peiner im Sommer.
Der ehemalige Baggersee bei Eixe gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen der Peiner im Sommer. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Flach, flacher, am flachesten – trotz ihrer Länge eignet sich die Tour auch für Fahrer mit einem moderaten Fitnesslevel.
Flach, flacher, am flachesten – trotz ihrer Länge eignet sich die Tour auch für Fahrer mit einem moderaten Fitnesslevel. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Der Ort Oelheim hat seinen Namen durch die Ölvorkommen erhalten, die im ausgehenden 19. Jahrhundert für einen Ölrausch in der Region sorgten. Die historischen Bohrtürme sind dem damaligen Stand der Technik nachempfunden.
Der Ort Oelheim hat seinen Namen durch die Ölvorkommen erhalten, die im ausgehenden 19. Jahrhundert für einen Ölrausch in der Region sorgten. Die historischen Bohrtürme sind dem damaligen Stand der Technik nachempfunden. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Die Gemeinde Edemissen informiert auf mehreren Hinweistafeln über die Zeit des Ölrausches.
Die Gemeinde Edemissen informiert auf mehreren Hinweistafeln über die Zeit des Ölrausches. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Um den denkmalgeschützten Kugelwasserturm in Ilsede tobt seit Jahren ein Streit, ob er weiterhin erhalten wird oder abgerissen werden sollte. 
Um den denkmalgeschützten Kugelwasserturm in Ilsede tobt seit Jahren ein Streit, ob er weiterhin erhalten wird oder abgerissen werden sollte.  © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Das Tadensenhaus bei Meerdorf ist ein regionaler Stützpunkt für die Wald- und Umweltbildung. Das Gebäude ist ein kleines Raumwunder. Zeitweise lebten hier bis zu vier Familien mitten im Wald.
Das Tadensenhaus bei Meerdorf ist ein regionaler Stützpunkt für die Wald- und Umweltbildung. Das Gebäude ist ein kleines Raumwunder. Zeitweise lebten hier bis zu vier Familien mitten im Wald. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Der Woltorfer Wasserturm ist schon aus der Ferne zu sehen. Der rote Backsteinbau ist aber schon seit Jahren nicht mehr im Betrieb.
Der Woltorfer Wasserturm ist schon aus der Ferne zu sehen. Der rote Backsteinbau ist aber schon seit Jahren nicht mehr im Betrieb. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Wer nach Woltorf fährt oder den Ort verlässt, steht fast immer an einem der drei Bahnübergänge. Die Bahntrasse Hannover-Peine-Braunschweig gehört zu den wichtigen Verkehrsadern der Region.
Wer nach Woltorf fährt oder den Ort verlässt, steht fast immer an einem der drei Bahnübergänge. Die Bahntrasse Hannover-Peine-Braunschweig gehört zu den wichtigen Verkehrsadern der Region. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
Der Pisserbach bei Dungelbeck.
Der Pisserbach bei Dungelbeck. © Gesa Lormis | Gesa Lormis
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Töpfersmühle und Burgpark

Zur Silhouette der Fuhsestadt gehört die Töpfersmühle. Dabei ist die Mühle im Stadtzentrum eigentlich ein dänischer Import, denn die historische Holländermühle, die an dieser Stelle einmal gestanden hat, wurde 1945 schwer beschädigt. Neben ihrer Funktion als Wahrzeichen beherbergt die Mühle, die den Namen eines früheren Besitzers trägt, heute ein Jugendzentrum. Wer bereit ist, einen kurzen Fußweg zu machen, der kann durch die nahe Fußgängerzone in der Breiten Straße bis zum Burgpark schieben – schneller geht es aber mit dem Rad über den Windmühlenwall. In direkter Nachbarschaft des Peiner Amtsgerichts zeugt der Burgpark mit den Überresten der alten Festung von der historischen Vergangenheit Peines.

Im Anschluss an diesen kurzen Ausflug in die Historie der Stadt schlängelt sich die Radtourstrecke aus der Stadt raus, durch eine Unterführung auf die Straße Kammerwiese. Entlang des Naturschutzgebietes Fuhsetal, Kleingärten und des Herzbergs, eines bei Sportlern und Spaziergängern beliebten Waldstücks, geht es nach Eixe. Wer seine Badesachen mitgenommen hat, kann sich am Eixer See kurz abkühlen. Für die Peiner gehört ein Bad in dem ehemaligen Baggersee genauso zum Sommer dazu wie ein Eis oder ein Besuch im Biergarten. Am Westufer des Sees gibt es neben der DLRG-Station einen Kinderspielplatz, Beachvolleyballfelder und einen Gastronomiebetrieb – wer also rasten möchte, kann dies hier sehr gut tun.

Radtour Peine Edemissen

weitere Videos

    Das verschwundene Dorf Halbse und die Ölfelder

    Zwischen Eixe und Oelheim gibt es auf den ersten Blick nicht viel zu entdecken. Die Tour führt für mehrere Kilometer auf halbbefestigten Wegen durch die Felder, die hier und dort von Baumgruppen und kleinen Sandkuhlen durchbrochen werden, und streift das Naturschutzgebiet Wendesser Moor.

    Aber: Wer hier genau hinsieht, der kann Spuren der frühen Peiner Landbevölkerung sehen, denn im Mittelalter führte die Heerstraße zwischen Celle und Peine durch die Gemarkung. Und, wie Funde aus den 1960er-Jahren vermuten lassen, gab es zu dieser Zeit noch ein weiteres Dorf im Gebiet der Gemeinde Edemissen: Halbse. Der Name ist durch alte Flurbezeichnungen und einige Urkunden aus dem Spätmittelalter bekannt.

    Die Geschichte von Oelheim ist dagegen sehr viel jünger. Das Dorf entwickelte sich aus einer Siedlung, die erst mit der Suche nach Erdöl im 19. Jahrhundert entstand. Zeitweise bohrten hier mehrere hundert Firmen in direkter Nachbarschaft nach dem schwarzen Gold. Der Ölrausch hielt nur wenige Jahre an, aber das Dorf besteht.

    Nützliche Informationen zur Radtour.
    Nützliche Informationen zur Radtour. © Jürgen Runo

    Edemissen

    Über den Oelheimer Weg geht es weiter nach Edemissen, Hauptort der Gemeinde; fast schon der nördlichste Punkt des Landkreises und südlicher Rand der Lüneburger Heide. Hinter Mödesse geht es dann ins Meerdorfer Holz zum Haus Tadensen. Das ehemalige Waldarbeiterhaus mitten im Wald wurde von den Niedersächsischen Landesforsten und dem Verein „Wald Erleben im Peiner Land“ zu einem Grünen Klassenzimmer umfunktioniert. Von hier aus starten oft Wald- und Kräuterexkursionen, aber auch Schulklassen treffen sich hier mit Waldpädagogen. Statt vom Holz an der Straße direkt nach Meerdorf zu fahren, kann auch am Ende des Waldes nach rechts abgebogen werden, um die ruhigere Strecke über den Feldweg zu nehmen. Meerdorf ist in den vergangenen zwanzig Jahren vor allem durch seine Kleinkunstbühne „teatr dach“ bekannt geworden, die sich auf dem Heuboden eines Fachwerkhauses eingerichtet hat.

    Die letzte Etappe

    Auf der anderen Seite der Autobahn 2 geht es erst über Feld- und Waldwege, dann entlang der Straße und über den Mittellandkanal nach Woltorf, das offiziell ein Stadtteil von Peine ist. Der Wasserturm aus roten Backsteinen ragt über die Dächer des Ortes hinaus. Zwischen Woltorf und Dungelbeck heißt es dann oft warten, denn die Bahnstrecke Hannover-Peine-Braunschweig gehört zu den Hauptverkehrsadern der Region.

    Einen eigenen Bahnhof hat Woltorf allerdings nicht mehr. Da es keinen Fahrradweg Richtung Dungelbeck gibt, stehen Fahrradfahrer, Reiter und Autofahrer gemeinsam an den Schranken. Aber während letztere von Dungelbeck aus einen weiten Umweg über die Dörfer nach Ilsede nehmen müssen, geht es per Rad schneller querfeldein. Ohne weitere Hinweise wird dabei ein kleiner Wasserlauf passiert, dessen Name Ortsfremde häufiger den Kopf schütteln lässt: Pisserbach. Zurück in Ilsede geht es durch einige Nebenstraßen entlang des Waldrandes und am Schulzentrum vorbei zurück zum Hüttengelände.