Rom. Bei Bauarbeiten in Rom ist ein Skelett aufgetaucht. Zwei Besonderheiten an der Leiche machten Forscher stutzig. Wer lag hier begraben?

Sie gilt als „Königin der Römerstraßen“: Die rund 540 Kilometer lange Via Appia Antica war eine der wichtigsten Handelsstraßen des römischen Reiches. Sie führte von Rom in die süditalienische Stadt Brindisi, die in der Antike der wichtigste Hafen für eine Reise nach Griechenland und bedeutendster Umschlagplatz für Waren und versklavte Menschen aus dem Orient war.

Die gut erhaltenen archäologischen und architektonischen Überreste entlang der Via Appia Antica stellen ein kulturelles Erbe von großer Bedeutung für Italien dar. Immer wieder gibt es bei Ausgrabungen Überraschungen. Derzeit wird die weltberühmte Römerstraße am südöstlichen Rand von Rom zu einem archäologischen Park umgebaut, von dem ein Teilabschnitt dieser Tage feierlich eröffnet wird.

Für Aufregung sorgt jetzt die Entdeckung eines Skeletts, das offensichtlich einem nahen Verwandten von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) zuzuschreiben ist. Das gut erhaltene Skelett eines circa 15 Jahre alten Jungen wurde neben der Kirche San Nicola gegenüber dem antiken Grabmal der Cecilia Metella, einem Wahrzeichen der Via Appia Antica, entdeckt.

Zufallsfund lässt Archäologen jubeln

Der für die Grabungen verantwortliche italienische Archäologe Stefano Roascio hält es aufgrund einer Grabbeigabe für wahrscheinlich, dass der bestattete Jugendliche der reichen Adelsfamilie Caetani aus Pisa angehörte. Aus dieser Familie stammte auch der spätere Papst Bonifaz VIII., der als Erfinder des Heiligen Jahres in die Geschichte einging.

Nahe der Via Appia entdeckt: ein Skelett, das einem Neffen von Papst Bonifaz VIII. gehört.
Nahe der Via Appia entdeckt: ein Skelett, das einem Neffen von Papst Bonifaz VIII. gehört. © Parco Regionale dell'Appia Antica | Parco Regionale dell'Appia Antica

Das Skelett wurde bei Pflasterarbeiten entdeckt. „Wir hätten dort gar nicht graben sollen, die Entdeckung war reiner Zufall“, berichtet der Archäologe Roascio. Zwei Besonderheiten hatten die Neugier des Experten geweckt: Die Entdeckung zweier kreisförmiger Metallschnallen in der Nähe des Skeletts und die Form des Grabes. Die Ruhestätte war mit einer Mauer verbunden, die aus der Zeit vor Erbauung der Kirche stammte. Sie blieb unverändert, so als ob man genau diese Bestattung hätte respektieren wollen.

„Der Gürtel mit doppelter Schnalle ist ein für die damalige Zeit sehr seltener Typ im Vergleich zu normalen Gürteln, was darauf schließen lässt, dass der Status des Verstorbenen höher war als der von anderen“, erklärt Roascio.

Italien will der Königin aller Straßen eine Zukunft geben

Der Fund begeistert die Behörden in Rom, die eine Initiative zur Anerkennung der Via Appia als Unesco-Welterbe gestartet haben. „Die Via Appia ist eine Route, die aufgewertet und in den Mittelpunkt des sanften Tourismus gestellt werden sollte“, betonte der ehemalige italienische Kulturminister Dario Franceschini, der zu den großen Förderen des Projekts zählt. Es soll neue Attraktionen bringen und nachhaltige Routen stärken, „die für die kulturelle Entwicklung des Binnenlandes, aber auch für den Schutz unseres Erbes von grundlegender Bedeutung sind“.

Behörden wollen, dass die Via Appia Antica Unesco-Welterbe wird.
Behörden wollen, dass die Via Appia Antica Unesco-Welterbe wird. © iStock | ValerioMei

„Die Via Appia, die die Römer als ‚Regina Viarum‘, als Königin aller Straßen bezeichneten, verbindet Regionen, die reich an einem außergewöhnlichen kulturellen, archäologischen und landschaftlichen Erbe sind, und kann zu einer der größten europäischen Routen werden“, kommentierte Franceschini die Bewerbung. Sie ist die Erste, die direkt vom italienischen Kulturministerium gefördert wird.

74 Gemeinden, 15 Parks, zwölf Städte, vier Regionen und 25 Universitäten haben sich zusammengeschlossen, um die Via Appia Antica zu schützen, aufzuwerten und zu fördern. Das Kulturministerium will in den nächsten Jahren kräftig in die Restaurierung und Aufwertung einer Reihe von archäologischen Stätten entlang der Straße investieren.

Jahrhunderte der Vernachlässigung haben die alte Römerstraße beinahe zerstört. 2330 Jahre nach Baubeginn soll die „verlorene Straße“ als europäischer Wanderweg eine Zukunft haben. 20 Millionen Euro macht Italien für das ehrgeizige Projekt locker. Das Geld soll der Wiederherstellung der Via Appia in ihrem gesamten Verlauf dienen – und die „Mutter aller Straßen Europas“ so für künftige Generationen erhalten.