Berlin. Viele Deutsche sind unzufrieden mit der kommunalen Versorgung. Ökonomen vermuten lange Wege zu Grundschulen und Kitas sind schuld.

Der Weg von und zur Schule ist für Kinder häufig ein kleines Abenteuer. Doch die Allerkleinsten, werden meist noch von den Eltern in die Kita gebracht und auch für manche Grundschulkinder ist der Weg schlicht zu weit. Das heißt, die Eltern müssen ihre Kinder bringen – und dafür teils lange Fahrtwege in Kauf nehmen.

Das könnte ein Grund dafür sein, warum so viele Deutsche mit der kommunalen Versorgung unzufrieden sind, vermuten Forscher – laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) immerhin mehr als jeder Dritte hierzulande. Besonders groß ist der Unmut in kleineren Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern. Hier sind 43 Prozent unzufrieden, in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern sind es 30 Prozent.

Das IW hat sich deshalb angesehen, wie die Versorgungslage aller Gemeinden in Deutschland bei Kitas und Grundschulen ist. Besonders lang sind die Wege zu Kitas und Grundschulen demnach in Ostdeutschland. Zudem gibt es starke Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Grundschulen: Insbesondere auf dem Land sind Fahrtwege lang

Dabei geht es laut Studie in den meisten Gemeinden schnell: 95 Prozent der Eltern in Deutschland können die nächstgelegen Grundschule mit einer Pkw-Fahrtzeit von unter sieben Minuten erreichen. Nur in zwei Prozent aller Gemeinden dauert die Fahrt länger als 15 Minuten mit dem Auto. Besonders betroffen ist hier die Region rund um die Mecklenburgische Seenplatte. Hier müssen Eltern über 20, manchmal auch über 30, Minuten Fahrzeit einplanen. In Großstädten wie Berlin sind es für die meisten weniger als vier Minuten Fahrt.

Ähnlich verhält es sich mit den Fahrtwegen zur nächstgelegenen Kita. Abermals sind es die Gebiete im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern, die besonders schlecht abschneiden. Hier erreichen 95 Prozent der Eltern die nächste Einrichtung in acht Minuten. Auch in den ländlichen Regionen Niederbayerns und der Oberpfalz dauert es deutlich länger als im Durchschnitt.

Kitaplätze sind umkämpft – Fahrtwege könnten länger ausfallen

„Kinder-Betreuungsplätze sind für Eltern in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit. Sind sie dann nur mit langen Anfahrtswegen erreichbar, werden die Lebensverhältnisse vor Ort als ungleich wahrgenommen“, warnt IW-Ökonom Matthias Diermeier. „Wenn der eigene Wohnort die Grundpfeiler der staatlichen Daseinsvorsorge nicht gewährleistet, leidet zum einen der Arbeitsmarkt, zum anderen nährt das die Enttäuschung über den Staat.“

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Die Fahrten zur Kita, dürften in der Realität allerdings noch länger ausfallen, als die Untersuchung des IW nahelegt. Denn: Plätze sind rar und häufig bekommen Eltern für ihr Kind keinen Platz in der nächstgelegenen Einrichtung. Experten schätzen, dass im Jahr 2023 bereits 384.000 Kita-Plätze in Deutschland fehlen.

An deutschen Grundschulen mangelt es vor allem an Lehrern und Schulleitern. Bis 2025 fehlen an den Grundschulen im Land rund 35.000 Lehrer, schätzt die Bertelsmann-Stiftung.

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