Jüterbog. Den 6. Tag in Folge lodern Flammen im Waldgebiet bei Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming. Mehrere Detonationen.

Auffrischender Wind hat den Waldbrand bei Jüterbog südlich von Berlin am Montag angefacht und die betroffene Fläche auf 326 Hektar mehr als verdoppelt. „Die Flammen laufen auf die Schutzstreifen zu, aber die Feuerwehr hat dort die Lage im Griff“, berichtete die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch am Montagmittag. Am Morgen hatte sie die betroffene Fläche mit mehr als 150 Hektar beziffert.

Auch die Fläche, auf denen tatsächlich Flammen lodern, habe sich von acht Hektar am Morgen im Laufe des Tages durch den Wind stark vergrößert, sagte Lindner-Klopsch. „Dazu können wir aber keine genauen Angaben mehr machen.“

Der Schutzstreifen im südlichen Bereich sei verbreitert worden, um Ortschaften weiter davor zu bewahren, dass Flammen von einem ehemaligen Truppenübungsplatz auf sie übergreifen, berichtete die Ordnungsamtsleiterin. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist mit Munition belastet. Am Sonntagabend und am Montagmorgen habe es auf der Brandfläche mehrere Detonationen von Munition gegeben, sagte sie.

Waldbrand bei Jüterbog - bislang größtes Feuer in diesem Jahr

Es ist der bislang größte Waldbrand in diesem Jahr in Brandenburg. Wie schon häufiger im vergangenen Jahr ist wieder ein munitionsbelastetes Gebiet betroffen. Die Feuerwehrleute können auf dem riesigen ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog nicht nah genug an die Brandstellen heranrücken. „Es ist frustrierend für den Feuerwehrmann, der hier steht und nichts machen kann“, sagte Einsatzleiter Rico Walentin am Sonntag.

Auch da hatte er schon damit gerechnet, dass sich der Brand, der am Mittwochabend ausgebrochen war, weiter ausdehnt. Die Rauchentwicklung nahm wieder zu. Der Einsatz werde noch Tage anhalten, meinte Walentin, der seit vielen Jahren Feuerwehrmann ist und seit Anfang 2022 Stadtbrandmeister von Jüterbog. Regen und kühleres Wetter sind vorerst nicht Sicht.

Waldbrand bei Jüterbog: Die Bilder vom Feuerwehreinsatz

Ein Feuerwehrfahrzeug auf dem Weg zum Einsatz gegen die Flammen in einem Wald bei Jüterbog.
Ein Feuerwehrfahrzeug auf dem Weg zum Einsatz gegen die Flammen in einem Wald bei Jüterbog. © Michael Bahlo/dpa
Der Wald bei Jüterbog brennt. Das Feuer in dem Wald hat sich wieder ausgebreitet.
Der Wald bei Jüterbog brennt. Das Feuer in dem Wald hat sich wieder ausgebreitet. © Michael Bahlo/dpa
Bei dem seit Tagen lodernden Waldbrand hat sich die Lage verschärft.
Bei dem seit Tagen lodernden Waldbrand hat sich die Lage verschärft. © Cevin Dettlaff/dpa
Flammen lodern bei einem Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog.
Flammen lodern bei einem Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog. © Cevin Dettlaff/dpa
Es ist noch nicht abzusehen, wie lange der Einsatz der Feuerwehr dauert.
Es ist noch nicht abzusehen, wie lange der Einsatz der Feuerwehr dauert. © Cevin Dettlaff/dpa
Flammen schlagen zwischen den Bäumen durch.
Flammen schlagen zwischen den Bäumen durch. © Cevin Dettlaff/dpa
Mehrere Rauchsäulen steigen über einem Wald bei Jüterbog auf.
Mehrere Rauchsäulen steigen über einem Wald bei Jüterbog auf. © Michael Bahlo/dpa
Ein Löschflugzeug landet zum Betanken mit Wasser auf dem Schönhagener Flughafen.
Ein Löschflugzeug landet zum Betanken mit Wasser auf dem Schönhagener Flughafen. © Michael Bahlo/dpa
Ein Löschflugzeug wirft Wasser über einem Brand bei bei Jüterbog ab.
Ein Löschflugzeug wirft Wasser über einem Brand bei bei Jüterbog ab. © Michael Bahlo/dpa
Ein Löschhubschrauber wirft Wasser ab über einem Waldbrand in einem munitionsbelasteten Gebiet bei Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming).
Ein Löschhubschrauber wirft Wasser ab über einem Waldbrand in einem munitionsbelasteten Gebiet bei Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming). © Cevin Dettlaff/dpa
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Waldbrand bei Jüterbog: Es herrscht Explosionsgefahr

Das betroffene Gebiet umfasste am Montag laut Feuerwehr eine Fläche von rund 326 Hektar. Zum Vergleich: Die Parkfläche von Sanssouci in Potsdam hat rund 300 Hektar, der Berliner Mauerpark ist etwa 15 Hektar groß.

„Der Brand ist zu weit weg, um mit unseren Wasserwerfern was zu erreichen“, sagte Walentin. Wegen der Explosionsgefahr auf dem Gelände können die Feuerwehrleute nur von sicheren Wegen aus löschen. An einigen Flanken habe das Feuer aufgehalten werden können, sagte Walentin am Sonntagmittag.

Flugzeuge, Hubschrauber oder Löschpanzer seien derzeit nicht angefordert, sagte die Leiterin des Ordnungsamtes Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch am Sonntag. Die Lage sei dynamisch, das könne sich auch noch ändern. Die Zahl der am Sonntag bislang eingesetzten Feuerwehrleute gab sie mit „unter 50“ an.

Zudem musste die Feuerwehr Jüterbog am Sonntag auch noch zu Nachlöscharbeiten wegen eines anderen Waldbrandes im Forst Zinna ausrücken. Es seien rund 4 Hektar betroffen, sagte Stadtbrandmeister Walentin. Er vermutet Brandstiftung. Von einem Fahrradweg aus habe es links und rechts immer wieder gebrannt. Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände.

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Löschflugzeuge waren beim Waldbrand im Einsatz

Ein Löschflugzeug wirft Wasser über einem Brand bei bei Jüterbog ab.
Ein Löschflugzeug wirft Wasser über einem Brand bei bei Jüterbog ab. © Michael Bahlo/dpa

Am Donnerstag und Freitag hatten Flugzeuge immer wieder Tausende Liter Wasser über das Waldbrand-Gebiet abgeworfen. Das ist in Deutschland Neuland, da bislang vor allem Hubschrauber der Bundeswehr und Bundespolizei mit Löschbehältern bei großen Feuern im Einsatz sind.

Für das in Sachsen-Anhalt stationierte Löschflugzeug „Florian Harz 25“ war es der erste Einsatz, da die Maschine erst seit April im Landkreis Harz bereitsteht. „Mit Löschflugzeugen hatten wir nicht mehr den gewünschten Effekt, er war nicht massiv genug“, so der Jüterboger Einsatzleiter Walentin. Man hätte noch mehr Flugzeuge gebraucht.

Die betroffene Waldbrandfläche gehört zu einem großen Areal im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Sie sichert ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz. Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften, Andreas Meißner, sagte der dpa, betroffen sei das „Herzstück“ der Wildnisfläche.

Brandenburg gilt wegen sandiger Böden mit viel Kiefernwald, der schnell austrocknet, als besonders anfällig für Brände. Kein anderes Bundesland ist außerdem so stark mit Kampfmitteln belastet. Die Altlasten verrotten seit Jahrzehnten im Boden, bleiben aber gefährlich. Phosphormunition etwa gilt als leicht entflammbar.

Stadtbrandmeister blickt mit Sorge auf die Sommermonate

„Wenn die munitionsverseuchten Wälder in unserer Region nicht beräumt werden, wird es immer wieder zu Waldbränden kommen, weil sich die alte Munition, die im Boden liegt, selbst entzündet“, sagte der CDU-Landespolitiker Danny Eichelbaum, der auch Vorsitzender der Stadtverordnungsversammlung Jüterbog ist. Er forderte am Sonntag, der Bund solle ein Konzept für die Kampfmittel-Räumung vorlegen und mehr Geld bereitstellen.

Stadtbrandmeister Walentin blickt mit Sorge auf die bevorstehenden Monate: „Der Sommer geht erst richtig los. Erschreckend, wenn man überlegt, was da noch kommen könnte.“ Der Waldexperte und Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, geht davon aus, dass mit dem Klimawandel das Brandrisiko steigt. Im vergangenen Jahr hatte es mehr als 500 Brände in Brandenburg gegeben - so viele wie seit Jahren nicht.

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