Italien. In der Wohnung eines Italiener entdeckt man die Leiche seiner Mutter im mumifiziertem Zustand. Der Sohn wird wegen Betrugs verdächtig.

Sechs Jahre lang lebte Bernardo Rossi – 61-Jähriger aus Verona – mit dem Leichnam seiner Mutter, der Kölnerin Helga Engbarth, um weiterhin ihr Pensionsgeld einzukassieren. Der Fall hat in Italien für einen Eklat gesorgt. Die Ermittler versuchen jetzt, das Leben dieses zurückgezogenen Mannes zu rekonstruieren, der nach dem Tod seiner 86-jährigen Mutter die Leiche in einem Müllsack verpackt hatte. Sie wurde im obersten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Borgo Milano in mumifiziertem Zustand entdeckt.

Rossi wird wegen Verheimlichung einer Leiche und schwerem Betrug angeklagt. Die Wohnung der Mutter musste er verlassen, die letzten Tage verbrachte er in einem Hotel. Hier schnitt er sich mit einem Messer die Pulsadern auf. Danach rief er die Polizei, die ihm Hilfe leistete und ihn ins Spital einlieferte. Er schwebt nicht in Lebensgefahr. Vor dem Selbstmordversuch war der Mann tagelang unauffindbar gewesen, das Handy war ausgeschaltet. Die Ermittler befürchteten, er sei ins Ausland geflüchtet.

Skurrilerer Fall in Italien: Sohn kassierte über 30.000 Pension über seine toten Mutter

Inzwischen wurde die Leiche der Frau obduziert. Der ermittelnde Staatsanwalt Alberto Sergi hofft somit, mehr Informationen über die Todesursache der 2017 gestorbenen Frau zu erhalten, ohne dass Rossi deren Tod gemeldet hatte. Bekannte und Verwandte berichteten über eine sehr enge Beziehung zwischen der autoritären Mutter und ihrem Sohn.

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Den Nachbarn hatte der Mann immer wieder erzählt, seine Mutter halte sich in Deutschland auf oder sei auf Urlaub. Der Verdacht gegen ihn erhärtete sich aber dadurch, dass die 1934 geborene Dame seit Jahren weder bei einem Arzt gewesen war noch Medikamente oder Gegenstände des täglichen Bedarfs gekauft hatte.

Der Sohn war nicht mittellos, er führte ein normales Leben als Marktforscher. Über 30.000 Euro pro Jahr kassierte der Mann dank der Pension der längst verstorbenen Mutter ein. "Es war schockierend, die Nachricht von dem Fund der mumifizierten Leiche zu erfahren", berichtete ein Nachbar Rossis. "Ich wohne hier seit zwei Jahren zur Miete, die Mutter habe ich nie kennengelernt. Der Sohn ist ein ruhiger Mensch, der immer freundlich gegrüßt hat. Er war immer allein unterwegs, manchmal mit seinem Auto", erzählt der Nachbar.

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Betrug in Italien: Anwohner beschreiben den 61-Jährigen als "freundlich und hilfsbereit"

Der Mann hatte eine Vorliebe für Pferde. Die einzigen Freunde, die er hatte, besuchten wie er eine Reitschule nahe Verona. "Er kam für einen Plausch in die Bar, leerte den Briefkasten und entsorgte seinen Müll", erklärten die Anwohner. In der Nachbarschaft galt Bernardo Rossi, der nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, als freundlich und hilfsbereit. Manchmal bot Bernardo Rossi, der den Nachbarn zufolge "gebildet und gut gekleidet" war, älteren Menschen seine Hilfe an.

Auch die Etikette neben der Türklingel, auf der immer noch der Name Rossi-Engbarth stand, schien die Existenz von Helga zu bezeugen. Niemand ahnte, dass Bernardo Rossi mit seiner toten Mutter in der Wohnung lebte. Der Mann wird jetzt die Pension zurückzahlen müssen, die er jahrelang kassiert hatte. Das Geld wurde monatlich auf ein Konto gezahlt, das der Mann gemeinsam mit seiner Mutter hatte. Bernardo Rossi tat offenbar alles, um nicht aufzufallen.