Venedig. Venedig zieht jährlich Millionen Besucher an. Manche davon benehmen sich daneben – zum Leid der Einwohner. Dagegen geht man nun vor.

Ungezogene Touristen, das ist für viele italienische Städte eine Plage. Immer wieder sorgen respektlose Stadtbesucher für Schlagzeilen, sie steigen an heißen Tagen in den Trevibrunnen in Rom, betrinken sich auf der Spanischen Treppe oder biwakieren auf den Stufen zu Sehenswürdigkeiten.

Auch Florenz und Venedig haben mit den Touristenmassen zu kämpfenm. In beiden Städten wird - wie in Rom - erfolglos versucht, dreiste Touristen in ihre Schranken zu weisen. Immer wieder werden harte Regeln aufgestellt. Das Zuwiderhandeln wird mit saftigen Strafen belegt, doch die Stadtpolizisten kommen mit dem Ausstellen von Strafzetteln nicht immer mit.

Wegen Wildpinklern: Anwohner vermietet seine Toilette

Gegen die Angewohnheit von Touristen, vor seiner Haustüre in Venedig zu urinieren, hat ein 20-jähriger Italiener zu Gegenmaßnahmen gegriffen. So hängte er einen Zettel an seine Haustüre mit der Aufforderung: „Pinkeln Sie nicht auf die Straße, für einen Euro leihe ich Ihnen meine Toilette!“.

Der 20-jährige Daniele Lucentini lebt mit einem Mitbewohner in Venedig. Er hatte genug von dem üblen Geruch, der durch sein Fenster in der Nähe der Anlegestelle Sant’Angelo, hereinkam, und klebte einen Post-it-Zettel mit dem Angebot an Touristen an seine Tür, die Toilette seiner Wohnung zu benutzen.

1a31c25e-ed7f-11ed-950b-509b61842552
© picture alliance / StockPix | dpa Picture-Alliance / Andrew Wilson

„Jetzt, wo bei höheren Temperaturen die Fenster geöffnet bleiben, ist der Geruch, der in meine Wohnung dringt, alles andere als angenehm. Also beschloss ich, einen Zettel mit der Aufschrift ‘Toilette 1 Euro’ aufzuhängen, was nur als Provokation gemeint war“, erzählte Lucentini der Tageszeitung „La Nuova Venezia“. Lesen Sie auch: Urlaub in Italien: Dieser Schritt hat Folgen für Touristen

Pinkel-Angebot löste Kontroverse auf Social Media aus

In den drei Tagen, in denen der Zettel an seiner Türe hing, erhielt Lucentini den Besuch mehrerer Touristen, die seine Toilette nutzten. Einwohner der Stadt warfen dem jungen Mann vor, mit seiner Initiative Geld verdienen zu wollen. Andere gaben zu, dass der Mangel an öffentlichen Toiletten die Ursache für die schlechte Angewohnheit vieler Touristen sei.

„Jetzt habe ich den Zettel entfernt, da die Kontroverse in den sozialen Medien eskaliert ist. Natürlich wollte ich damit kein Geld verdienen, ich wollte nur, dass diese Leute aufhören, vor meinem Haus zu urinieren“, erzählt Lucentini, der in Venedig Audioführer für Touristen produziert. Lesen Sie auch: Italien: Urlaubsort verbietet Selfies – 275 Euro Strafe

3.000 Euro Strafe für öffentliches Urinieren

Die Stadt Venedig hat in den vergangenen Jahren die Sanktionen bei Verstößen gegen die öffentliche Ordnung verschärft. Beim Wildpinkeln droht eine Strafe von bis zu 3.300 Euro. Über zwei Männer, die beim Urinieren unweit der Markusbasilika erwischt worden waren, wurde kürzlich eine Strafe von 3.000 Euro pro Person verhängt. „Das war das teuerste Wildpinkeln der Welt“, scherzte der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro.

Tagestouristen müssen künftig Eintritt zahlen, wenn sie Venedig besuchen möchten.
Tagestouristen müssen künftig Eintritt zahlen, wenn sie Venedig besuchen möchten. © Shutterstock/Zigres | Zigres

Man müsse Touristen zu anständigem Benehmen in der Stadt erziehen, lautet das Mantra des Stadtchefs. In Venedig sei die Lage jedoch schwierig, weil es keinen Raum für öffentliche Toiletten gebe.

Venedig: Verschärftes Vorgehen gegen Touristen

Die Gemeinde Venedig verschärft ihre Offensive gegen Touristen, die sich unschicklich benehmen. Touristen, die von den Brücken ins Wasser springen, in den Kanälen baden, oder auf den Kirchentreppen picknicken, müssen nicht nur Strafe zahlen, in den gravierendsten Fällen wird ihnen verboten, nochmals die Stadt zu betreten. Die Gemeinde greift dabei auf Maßnahmen zurück, die in Italien bisher zur Bekämpfung von Hooligans verwendet wurden.

Lokale sind zur Beseitigung allfälliger Essensreste, Papierfetzen, Dosen oder Zigarettenstummeln auf der Straße verpflichtet. Alkoholkonsum außerhalb der Lokale ist von 19.00 Uhr bis 8.00 Uhr des darauffolgenden Tages verboten. Venedig will auch Feierlichkeiten wie Junggesellen-Abschiedspartys verbieten, wenn sie die Öffentlichkeit stören. Lesen Sie auch:Italien: Südtirol begrenzt Bettenzahl – Region überlaufen

Bürgermeister Brugnaro bestätigte die geplante Einführung eines Eintrittsgeldes für Tagestouristen in Venedig. Wann das genau erfolgen wird, ist noch unklar. Die Stadtverwaltung arbeite derzeit an einem Software-System für die Zahlung des Eintrittsgeldes. „Wir werden transparent mitteilen, wie wir die Gelder verwenden werden, die wir kassieren“, so der Stadtchef.

„Wir wollen niemanden daran hindern, Venedig zu besuchen. Wir arbeiten jedoch an einem System zur Buchung der Besucher in der Stadt. Damit können wir die Besucherströme regeln, ohne Venedig zu schaden“, erklärte der Bürgermeister. Lesen Sie auch: Ferienwohnungen in Venedig sollen eingeschränkt werden