Washington. Die größte Rakete der Welt ist am Donnerstag gestartet – nur um kurz darauf zu explodieren. SpaceX spricht dennoch von einem Erfolg.

"Hauptsache, die Abschuss-Rampe wird nicht in Schutt und Asche gelegt”, hatte Multi-Milliardär Elon Musk vor dem historischen Test seiner unbemannten Starship-Rakete gesagt, „der Wiederaufbau könnte Monate dauern, wenn das Ding geschmolzen wird.”

Wenigstens diese Hoffnung sollte sich erfüllen. Das Areal auf dem SpaceX-Weltraumbahnhof in Boca Chica im US-Bundesstaat Texas hat das Abheben des knapp 5000 Tonnen schweren Trumms am Donnerstag einigermaßen heil überstanden. Die Rakete selbst, die 69 Meter lange Zündstufe und die 50 Meter lange Raumfähre, das größte und leistungsstärkste jemals gebaute Fahrzeug seiner Art, ist dagegen am Donnerstagmorgen vier Minuten nach dem Abheben in circa 32 Kilometer Höhe über dem Golf von Mexiko explodiert.

Nach der Explosion: Zweckoptimismus bei der NASA

Allein: Die Enttäuschung hielt sich auffällig in Grenzen. Musk gratulierte seinen Mitarbeitern zu einem „aufregenden Teststart”. Er kündigte einen baldigen zweiten Versuch an: „Wir haben für den nächsten Versuch in einigen Monaten viel gelernt.” Was, sagte der Chef des E-Mobil-Riesen Tesla nicht.

Inoffiziell hieß es, dass bis zu sechs der 33 „Raptor”-Triebwerke ausgefallen seien. Sie werden mit flüssigem Methan und flüssigem Sauerstoff gefüllt und sollen bei 5000 Tonnen Startgewicht rund 7600 Tonnen Schub erzeugen.

Auch der Hauptauftraggeber des Projekts, die US-Weltraum-Agentur Nasa, hielt sich mit Trauer-Bekundungen zurück. „Jeder große Erfolg in der Geschichte hat ein gewisses Maß an kalkuliertem Risiko erfordert, denn mit großem Risiko kommt große Belohnung”, sagte Nasa-Chef Bill Nelson, „ich freue mich auf den nächsten Test.”

Genaue Ursache für die Panne wurde nicht mitgeteilt

Der gelernte Politiker muss in Zweckoptimismus machen. Die Nasa setzt auf Musks Starship-Projekt, um Ende 2025, Anfang 2026 bei der „Mission Artemis 3” erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder Menschen zum Mond zu fliegen. Insgesamt vier Milliarden Dollar aus Steuermitteln bekommt Musks Raumfahrt-Konzern SpaceX, der in Texas knapp 1800 Leute beschäftigt.

Kurz nach dem Start explodiert am Himmel über Texas das
Kurz nach dem Start explodiert am Himmel über Texas das "Starship". © Handout / SPACEX / AFP

Live-Aufnahmen vom Start zeigten, wie die Rakete vier Minuten nach dem Start, als sich die „Super Heavy” genannte erste Antriebsstufe von der Starship-Raumfähre ablösen sollte, ins Trudeln geriet. Ob danach das integrierte Selbstzerstörungssystem aktiviert wurde oder ein Feuer die Zerstörung verursachte, war zunächst unklar.

Schon der erste Versuch war vorzeitig abgebrochen worden

In ersten Stellungnahmen sprach SpaceX von einem „schnellen ungeplanten Auseinanderbrechen vor der Stufentrennung”. In den nächsten Tagen soll die Analyse von Daten ergeben, wo die Ursache lag, um in der Zukunft weitere Flugtests vorzubereiten.

Der Test war seit Wochen akribisch vorbereitet worden. Am Montag war ein erster Versuch wegen technischer Probleme unmittelbar vor dem Start abgesagt worden. Hunderte Schaulustige hatten sich an der Peripherie des Geländes mit Camping-Stühlen und Picknick-Körben in Stellung gebracht. Der Grund war ein eingefrorenes Ventil und ein damit verbundenes Druckproblem in der Träger-Rakete.

Elon Musk war höchst persönlich anwesend, als die Rakete seiner SpaceX-Firma in die Luft flog.
Elon Musk war höchst persönlich anwesend, als die Rakete seiner SpaceX-Firma in die Luft flog. © Handout / SPACEX / AFP

Perspektivisch soll Starship zum Mars fliegen. Das System ist doppelt so leistungsstark wie das Space Launch System (SLS) der Nasa, die im vergangenen November die Kapsel Orion auf einen unbemannten Flug um den Mond brachte. Ursprünglich, so berichteten Ingenieure von SpaceX, sollte der Testflug am Donnerstag 90 Minuten dauern. Dabei sollte die Trägerstufe später kontrolliert in den Golf von Mexiko stürzen. Der obere Teil der Rakete, das „Starship", sollte später im Pazifischen Ozean untergehen.

Fehlschläge sind eigentlich "eingepreist"

Prototypen des Starship-Raumschiffs hatten bisher fünf Flüge auf eine Höhe von bis zu zehn Kilometern absolviert. Die Trägerstufe, der Booster Super Heavy, war bisher aber nie abgehoben. Im Februar dieses Jahres waren 31 der 33 Super Heavy Triebwerke zehn Sekunden lang gezündet worden, während die Rakete senkrecht auf einer Plattform stand.

Starship soll die erste komplett wiederverwendbare Orbitalrakete der Welt sein – und SpaceX die Möglichkeit eröffnen, durch Kostensenkung die Raumfahrt-Industrie zu revolutionieren. Das System ist so konzipiert, dass es auf der Erde landen und an einem anderen Tag wieder abheben kann.

Musk plant damit auch kommerzielle Weltraumflüge für All-Touristen. Im Starship-System können etwa 100 Weltraum-Touristen gleichzeitig zu einem Rundflug um die Erde auf Reisen gehen. Aus Nasa-Kreisen hieß es, dass solche Fehlschläge eingepreist seien. „Davon kann, davon muss man lernen." Das könnte Sie auch interessieren: Elon Musk: Twitter-Chef baut sich seine eigene Stadt