München. Der ADAC will nach Präsident Peter Meyer auch den umstrittenen Geschäftsführer Karl Obermair loswerden. Der Club verhandle mit Obermair über eine einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit, sagte der kommissarische ADAC-Präsident August Markl.

Erstmals soll mit Marion Ebentheuer eine Frau in die Geschäftsführung des Autofahrervereins aufrücken. Im Zuge der ADAC-Reform kämen zudem sämtliche Tests und Statistiken auf den Prüfstand, kündigte Markl an. Im Zuge der Affäre waren auch andere Ungereimtheiten beim ADAC publik geworden.

Nach dem Skandal um wiederholte Manipulationen beim Autopreis «Gelber Engel» will der ADAC mit diesen Schritten das Vertrauen seiner mehr als 18 Millionen Mitglieder zurückzugewinnen. Er wolle den «immens großen Reformprozess vorantreiben», sagte Markl. «Kein einzelner Teil darf ein Tabu sein, wir wollen alles auf den Prüfstand stellen.» Erste Ergebnisse auch aus den internen Arbeitsgruppen soll es zur Hauptversammlung im Mai geben.

Externen Prüfern zufolge beschränken sich die nachgewiesenen Manipulationen auf die Wahl zum «Lieblingsauto der Deutschen». Die Korrektur der Teilnehmer nach oben und die Veränderungen in der Reihenfolge rechnet ihr Bericht maßgeblich dem abgetretenen ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter zu, gegen den der Club arbeits- und zivilrechtliche Schritte vorbereitet.

Allerdings war den Prüfern zufolge versucht worden, das Ergebnis in der Kategorie «Reiselimousine» in diesem Jahr zu verändern. Statt eines BMW sollte auf Wunsch Ramstetters ein Mercedes vom zweiten auf den ersten Platz rutschen. Dieser Versuch der Manipulation sei aber von der Abteilung «Test & Technik» zurückgewiesen worden.

Fälschungen in den restlichen neun Kategorien der Preisverleihung «Gelber Engel» in den vergangenen zehn Jahren hätten nicht nachgewiesen werden können, sagte Deloitte-Prüfer Frank Marzluf. Sie basierten vorwiegend auf technischen Erwägungen oder Statistiken.

Die Deloitte-Untersuchung kritisiert allerdings, dass manche Bewertungskriterien für einzelne Kategorien im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehrfach verändert wurden. «Das mag zwar gute Gründe gehabt haben, Transparenz und Konsistenz waren dadurch aber nicht immer gegeben. Zumal interne Entscheidungen nicht immer schriftlich festgehalten wurden und insbesondere Daten aus den Vorjahren nicht mehr vollständig vorhanden waren», erläuterte Marzluf. «Es fehlen immer einzelne Datensätze, die wir am Ende des Tages nicht mehr zu einem Gesamtbild zusammenfügen konnten.» Deshalb sei es mitunter auch trotz vorhandener Daten nicht immer nachzuvollziehen, wie die technischen Daten der platzierten Fahrzeuge in die Bewertung eingeflossen seien.

Markl betonte, «dass Herr Dr. Obermair nach dem heute vorgestellten Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer in keiner Weise mit den Manipulationen um die Auszeichnung «Gelber Engel» zu tun hatte». Er bedanke sich bei ihm «für den großen Einsatz für den ADAC, besonders auch für den in Gang gesetzten Reformprozess».

Vom Mitglied der Geschäftsführung Stefan Weßling hat sich der ADAC demnach bereits getrennt. Er wolle den Weg für den Reformprozess des ADAC frei machen, wurde Weßling in einer Mitteilung zitiert. Zuvor hatten schon Kommunikationschef Ramstetter und Präsident Mayer ihre Jobs aufgegeben.

In die Geschäftsführung rückt zum 1. März Marion Ebentheuer nach, die seit 1996 beim ADAC ist und dort zuletzt Vizevorsitzende des Vorstandes der ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG sowie der ADAC Rechtsschutz Versicherungs-AG war. Nachfolger für Obermair und Weßling stehen laut ADAC noch nicht fest.

«Die nachgewiesenen Fälschungen haben das Vertrauen in den ADAC im Kern erschüttert. Wir arbeiten jetzt mit voller Kraft an einem Neubeginn», sagte Markl. Der ADAC müsse sich von innen heraus erneuern, um die verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. (dpa)

Rene Ruprecht