Hannover. Ein Junge aus Barsinghausen wurde misshandelt. Hat die Mutter nicht geholfen, ihr Partner das Kind getötet? Familie war dem Jugendamt nicht bekannt.

Im Fall des getöteten vierjährigen Jungen in Barsinghausen bei Hannover haben dem Jugendamt zuvor keine Hinweise auf Gewalt in der Familie vorgelegen. Der Vierjährige und seine sechsjährige Schwester seien dem Jugendamt nicht bekannt gewesen, teilte die Region Hannover am Dienstag mit. Am vergangenen Freitag sei das Jugendamt der Region von der Polizei über den Tod des Kindes informiert und hinzugezogen worden – und stehe seitdem in enger Abstimmung mit den Behörden. Der kleine Junge war am Freitagmorgen tot in seinem Bett gefunden worden. Die Mutter und ihr Lebensgefährte sitzen in Untersuchungshaft. Zuvor hatte der NDR berichtet.

Der Verdacht der Ermittler richtet sich vor allem gegen den Lebensgefährten der Mutter. Der 33-Jährige soll das Kind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover schwer misshandelt und verletzt, die 28-Jährige wiederum soll ihrem Kind nicht geholfen haben. Gegen den Mann wird wegen Totschlags und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt, gegen die Mutter wegen des Verdachts der schweren Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen.

Kleiner Junge wurde am Freitag tot in seinem Bett gefunden

Nach Angaben der Region Hannover sind Jugendhilfestationen die erste Anlaufstelle für Betroffene und Familien, Fachkräfte beraten dort über Lösungsmöglichkeiten. Ausnahmslos allen Hinweisen auf mögliche Kindeswohlgefährdungen werde nachgegangen. In akuten Krisen und Notlagen in Familien könnten Kinder zu ihrem Schutz in Obhut genommen werden.

Der kleine Junge war am Freitagmorgen tot in seinem Bett gefunden worden. Die Mutter und ihr Lebensgefährte sitzen in Untersuchungshaft. Gegen den Mann werde wegen Totschlags und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt, gegen die Mutter wegen des Verdachts der schweren Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen, sagte die Staatsanwältin. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass die 28-Jährige an den Misshandlungen beteiligt war. Der Vierjährige müsse aber „schwer gelitten und sich bemerkbar gemacht haben“.

Polizei in Hannover: Mutter und Lebensgefährte geben „Treppensturz“ als Grund an

Zunächst hatten die 28-Jährige und ihr Lebensgefährte versucht, die Verletzungen des Kindes mit einem Treppensturz zu erklären. Dies sei den Rechtsmedizinern allerdings nicht plausibel erschienen, sagte die Sprecherin der Anklagebehörde. Danach hätten die Verdächtigen zunächst keine Angaben mehr gemacht. Das vollständige Obduktionsgutachten werde voraussichtlich in ein paar Wochen vorliegen.

Unter Hochdruck werde weiter ermittelt, Spuren sollten gesichert und mögliche Zeugen vernommen werden. Zu den laufenden Ermittlungen könne sie aber nichts sagen, erklärte die Sprecherin.

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Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist die 28-Jährige erst im vergangenen Oktober mit dem kleinen Sohn und der sechsjährigen Tochter zu ihrem Lebensgefährten gezogen. Das Mädchen kam inzwischen in die Obhut des Jugendamts. Der 33-Jährige soll auch zwei eigene Kinder aus einer vorherigen Beziehung haben. Seine frühere Partnerin habe ihn wegen Körperverletzung angezeigt, es gebe aber keine Erkenntnisse dazu, ob er in der früheren Beziehung gewalttätig gegenüber seinen Kindern war, sagte die Sprecherin.