Meine. Der 83 Jahre alte Wolfgang Seebauer aus Adenbüttel leitet seit 10 Jahren die AG Funk und Technik am Philipp Melanchthon Gymnasium in Meine.

Die richtige Peilung ist für Wolfgang Seebauer kein Problem. Das liegt nicht nur daran, dass der 83-Jährige von Kindesbeinen an Amateurfunker ist. Er findet auch den richtigen Ton, hat ein Händchen im Umgang mit Kindern. Seit mehr als zehn Jahren leitet Seebauer im Philipp Melanchthon Gymnasium in Meine, die AG Funk und Technik.

So engagiert sich Wolfgang Seebauer ehrenamtlich...

Immer dienstags und donnerstags um 14 Uhr treffen sich die Schülerinnen und Schüler im Werkraum, der dann für 90 Minuten zur Tüftelwerkstatt und Ingenieurschmiede wird. Am vergangenen Donnerstag waren die Sechstklässler Lou-Ann, Luca, Benedikt und Luka dabei. Pandemiebedingt ist die Teilnahme an den AGs freiwillig.

Das konnte bereits erreicht werden...

Die vier kennen Seebauer schon als Fünftklässler, haben Spaß daran nach seiner Anleitung zu sägen, schrauben und löten bis aus den Einzelteilen ein Roboter auf drei Rädern wird, ein kleines batteriebetriebenes Fahrzeug, das Hindernisse erkennt und umfahren kann. Sogar die Prozessorplatine haben die Schüler selbst gemacht. „Die sieht aus wie gekauft, ist sie aber nicht“, sagt Seebauer. „Das heißt, das, was wir hier machen, ist nirgendwo anders in der Welt vorhanden.“

So bringt Seebauer den Schülern das Thema autonomes Fahren nahe. Obwohl er mit Pädagogik nichts am Hut habe, wie er mit einem Augenzwinkern erklärt. Der Adenbütteler ist Diplomingenieur, hat in Braunschweig Elektrotechnik studiert, ist aber aufgewachsen in Hamburg. Schon im Studium machte sich Seebauer selbstständig und dabei blieb es dann auch in seinem Berufsleben. Mit Aufträgen von Volkswagen, Blaupunkt, die Forschungsanstalt für Landwirtschaft, für Luft- und Raumfahrt bestritt er seinen Lebensunterhalt.

Seine hanseatische Sprachmelodie hat er bis heute behalten. Hamburger eben, man hört’s. Als Seebauer noch nicht mal so alt war wie seine Sechstklässler lag die Stadt in Schutt und Asche. Da hat er seine Begeisterung für die Technik entdeckt. An alten Volksempfängern. Und dann erzählt er die Geschichte, wie er in Fuhlsbüttel ohne es zu wissen den Funkverkehr am Flughafen störte – bis die britische Militärpolizei kam. Bei denen hatte der dann einen Stein im Brett, weil die nicht glauben konnten, dass ein kleiner Junge so etwas schafft, sagt der 83-Jährige.

Das waren die bisher bewegendsten Momente...

Und einen Stein im Brett hat er bei seinen Schülern auch. Die meisten bleiben in der AG durchgehend von der 5. bis zur 8. Klasse. Gar nicht so leicht, dann immer wieder Themen zu bieten, die die jüngeren verstehen und die für die älteren noch neu sind. „Das ist eine richtig schöne Herausforderung“, sagt Seebauer. Aber wie heißt es doch: dem Ingeniör ist nichts zu schwör.

Vor allem, wenn er wie Seebauer auch eine gute Portion Humor hat. Deshalb kann der fahrbare Roboter auch ein Weihnachtslied spielen oder es kommt mal ein lockerer Spruch wie: „Chemie, das ist, wenn‘s knallt und stinkt; Physik, wenn nichts gelingt.“ Das kommt bei den Schülern an.

Dann geht’s weiter. Seebauer öffnet seinen Zauberkoffer, holt zwei Röhren heraus und erklärt den Schülern das Prinzip einer Gegenstromanlage wie sie dazu dienen könnte, Luft von Corona-Viren zu filtern. „Könnte man mal bauen“, sagt Seebauer.

Die elf Jahre alte Lou-Ann jedenfalls ist von der Funk und Technik AG begeistert. Ihr Berufswunsch: Ingenieurin.

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