Moormerland. Was, wenn bei einem Notfall beim Baden das Handy fernab im Auto liegt? Notrufsäulen, wie man sie von Autobahnen kennt, könnten schnelle Hilfe bieten.

Man kennt sie von Autobahnen, künftig könnten sie vermehrt auch an Badestellen in Niedersachsen zum Einsatz kommen: Über Notrufsäulen sollen Ersthelfer bei Unfällen an Seen und Flüssen zügig Rettungskräfte alarmieren können.

Handys würden von Ausflüglern oft nicht mit zum Baden an Seen oder Flüsse genommen, sagte Andreas Mihm von der Björn Steiger Stiftung, auf deren Initiative die Notrufsäulen zurückgehen. Die Alarmmelder könnten im Notfall wertvolle Zeit sparen und so Leben retten.

Rund 200 Notrufsäulen an Seen in Deutschland

Das Prinzip sei ähnlich wie bei den Notrufsäulen an Fernstraßen, erklärte Mihm. Per Knopfdruck kann ein Notruf an die örtliche Rettungsleitstelle übermittelt werden. „Das funktioniert sogar da, wo es nur ein schwaches Handynetz gibt“, sagte Mihm. Alle Säulen seien mit einer speziellen Mobilfunk-Technik ausgerüstet. Strom aus einem eingebauten Solarpanel halte die Säule rund um die Uhr einsatzbereit. Bei einem Notruf wird der Standort der Säule der Leitstelle unmittelbar bekannt. „Die Rettungskräfte wissen da schon auf den Meter genau, wo sie hin müssen“, erklärte Mihm. Partner des Projektes ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

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Bislang gibt es in Niedersachsen sechs solcher rot-weißen Alarmmelder an Badestellen. Die erste wurde 2019 kurz nach dem bundesweiten Projektstart in Stuhr bei Bremen aufgebaut. Weitere sind an Badestellen in der Gemeinde Südbrookmerland (Kreis Aurich) und in Quakenbrück (Kreis Osnabrück). Drei weitere Melder wurden in den vergangenen Monaten in der Gemeinde Moormerland im Kreis Leer installiert. Deutschlandweit stehen rund 200 Säulen. Die Kosten werden von der Stiftung oder den Gemeinden getragen.

Ins Eis eingebrochen: Auch hier helfen die Säulen

Wie genau die Notrufsäulen genutzt werden, kann die Björn Steiger Stiftung nicht sagen. Es wurde beispielsweise registriert, dass etwa von der Säule in Quakenbrück, schon mehrfach ein Notruf abgesetzt wurde. Der Inhalt werde nicht erfasst, sagte Mihm.

Weitere Melder könnten laut dem Sprecher schon bald folgen, denn die Einsatzmöglichkeiten seien groß. Beispielsweise gebe es auch Interesse, Notrufsäulen an den Nordseestränden etwa in Cuxhaven zu installieren. Nicht nur bei Badeunfällen werde schnelle Hilfe benötigt, auch bei Unfällen von Wassersportlern oder im Winter bei Einbrüchen auf einer halb-gefrorenen Eisdecke könnten die Melder lebensrettend sein, sagte Mihm.

DLRG befürwortet Rettungsschwimmer an Badeseen

Die DLRG in Niedersachsen bewertet die Notrufsäulen zwar grundsätzlich positiv, favorisiert aber eine andere Strategie. „Eine Notrufsäule kann eine Bewachung der Badestelle nicht ersetzen“, sagte Verbandssprecher Christoph Penning. An bewachten Badestellen seien Wachmannschaften sofort zur Stelle. Die Hilfsorganisation befürwortet daher, so viele Badeseen wie möglich mit Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern auszustatten - auch wenn diese Wachstationen teurer wären als die Notrufsäulen.