Braunschweig. Für Rhetorik-Coach Sebastian Bartos spielt auch die Persönlichkeit beim gekonnten Auftritt eine wichtige Rolle.

Souverän kommunizieren, die Zuhörer begeistern, mitreißen und keine Nervosität verspüren. Wer wünscht sich das nicht für einen gekonnten Auftritt? Vier Auszubildende von BS-Energy und der Funke Mediengruppe Niedersachsen haben beim virtuellen Workshop „Rhetorik und Präsentation“ mitgemacht. Die jungen Erwachsenen sind Teilnehmer der Bildungsinitiative „Zukunft Bilden“ unserer Zeitung und haben in diesem Workshop wichtige Tipps und Tricks von Rhetorik-Trainer Sebastian Bartos von der Braunschweiger Firma Kompetenzsprung an die Hand bekommen. Er leitet unter anderem Seminare mit den Schwerpunkten Kommunikation oder Zeit- und Selbstmanagement und spricht im Interview über eine gute Beziehung zum Publikum.

Vor einigen Jahren hat man ein Referat in der Schule noch mithilfe einer mittelmäßigen Folie auf einem Overhead-Projektor gehalten – und dafür auch meist noch eine gute Note bekommen. Ist die Präsentationskompetenz heute wirklich so wichtig?

Präsentationskompetenz ist auf jeden Fall wichtig, aber auch Softskills generell dürfen nicht unterschätzt werden. Dazu gehört mein persönliches Auftreten, genauso wie die Art und Weise, wie ich mit anderen Menschen kommuniziere und meine Inhalte darstelle. Egal ob im privaten oder beruflichen Kontext, es geht darum Menschen zu erreichen. Du selbst zu sein und deine Stärken zum Strahlen zu bringen – das ist gerade für die jungen Erwachsenen in der Ausbildung wichtig.

Wenn Sie eine halbe Stunde Zeit hätten, um einer Gruppe etwas für den gekonnten Auftritt vor einem Publikum mitzugeben, was würden sie von Ihnen lernen?

Auch meine logischste Präsentation mit den besten Inhalten erreicht ihr Ziel nicht, wenn mein Gegenüber gelangweilt ist. Das heißt ich muss Vertrauen und Sympathie wecken und mich auf meine Zielgruppe einstellen. Natürlich auch Souveränität ausstrahlen. Das kann ich mit bestimmten Techniken tun. Ein klares Ziel im Kopf zu haben, kann hier häufig schon viel helfen. Wenn ich weiß was ich will und wo ich mit meiner Präsentation hin will, dann kann ich mich zum einen besser vorbereiten, auf der anderen Seite hilft es mir, wenn ich mal den roten Faden verliere. Denn ich habe immer im Kopf, wo ich am Ende hin möchte.

Trotzdem kennen wir alle Momente in Sitzungen und Vorträgen, bei denen das Publikum mehr oder weniger gelangweilt herumsitzt. Haben Sie einen Tipp, wie man sein Publikum von den Stühlen reißen kann?

Wir sprechen da oft von „Story-Telling“ – also Geschichten erzählen. Das heißt, ich sollte es schaffen meine Zuhörer auf eine Reise mitzunehmen. Ich sollte meinen Vortrag zu meiner ganz persönlichen Geschichte machen. So gelingt es, dass mir die Zuhörer an meinen Lippen hängen. Auf der anderen Seite sollte ich natürlich auch Inhalte einfach darstellen, klare und sinnvolle Beispiel nutzen und Inhalte ansprechend visualisieren. Am Ende bleibt aber immer der Mensch im Kopf. Den Vortrag mit seiner Persönlichkeit zu unterstreichen, ist daher ein wichtiger Baustein.

Wie könnte ein guter Einstieg für eine Präsentation aussehen?

Ein Satz den ich gerne verwende ist: „Ich freue mich, heute hier bei Ihnen zu sein.“ Auch das schafft eine Beziehungsebene und ich baue damit Kontakt zu den Menschen auf.

Nervosität und schlechte Atmung hängen bei vielen zusammen. Genau das kann eine Präsentation aber stark beeinflussen. Haben Sie zwei konkrete Tipps für uns, wie wir das in den Griff bekommen können?

Erstens ist es auch hier wichtig, den Fokus wieder auf das Positive zu lenken. Nicht das schlimmste Szenario ausmalen, uns nicht selbst verrückt machen und uns nicht von dieser Angst überkommen lassen. Stattdessen sollten wir prüfen, was kann uns gleich Gutes passieren? Worauf freue ich mich in meiner Präsentation? Uns unsere Stärken bewusst machen – denn Erfolg ist immer auch Kopfsache und eine Frage meiner Einstellung. Wenn das nicht hilft kann ich auch versuchen meinen körperlichen Stress ein wenig herunterzuschrauben, indem ich kurz die Augen schließe, dreimal tief Luft hole und mir ausreichend Zeit nehme, auf der Bühne anzukommen. Nicht jeder von uns ist eben eine Rampensau – und das ist auch vollkommen in Ordnung.

Stellen wir uns vor, jemand unterbricht unseren Vortrag und ruft einfach etwas dazwischen. Wie können wir reagieren?

Im ersten Moment würde ich einen Zwischenruf immer ernst nehmen und keine böse Absicht unterstellen. Vielleicht hat die Person wirklich eine Frage oder ein Anliegen, das wichtig ist. Eine gute Beziehungsebene ist auch hier wichtig. Nicht jede Frage beantworten zu können, ist dabei auch ganz
normal. Ich kann einfach nicht jede Panne oder Störung verhindern, aber ich kann beeinflussen, wie
ich damit umgehe. Wenn ich mir Zeit für die Menschen nehme und sie ernst nehme, versuche, Probleme zu lösen, statt darüber zu meckern, dann sehen das auch die anderen und damit schaffe ich wieder eine Beziehung zu meinem Publikum.

Zum Projekt Zukunft Bilden

Zukunft Bilden ist ein Medien- und Bildungsprojekt für Auszubildende in der Region. Es wurde von unserem Medienhaus mit vielen Partnerunternehmen ins Leben gerufen.

Die Bausteine: Azubis lesen während der einjährigen Projektteilnahme die Zeitung und werden durch ein vielseitiges Mitmach-Programm begleitet. Dazu gehören zum Beispiel Foto- und Schreibwerkstätten, Rhetorik-Workshops, Fachvorträge und der Austausch mit anderen Auszubildenden.

Kontakt:
www.zukunftbilden.org

(0531) 3900 590
info-zukunftbilden@funkemedien.de