Hannover. Die Online-Befragung der niedersächsischen Pflegekammer wird kritisiert – von der Kammer selbst. Sie wendet sich nun an das Sozialministerium.

Kritik an der am Mittwoch gestarteten Online-Befragung zur Pflegekammer Niedersachsen kommt von der Kammer selbst. In einem am Freitag in Hannover vorgestellten Offenen Brief an Sozialministerin Carola Reimann (SPD) fordert sie, eine darin enthaltene Frage zur möglichen Beitragsfreiheit nicht in die politische Bewertung einfließen zu lassen. Sowohl Kammerkritiker als auch –befürworter fänden sich in den vorgegeben Antwortmöglichkeiten nicht wieder.

Eine Frage ist sei nicht eindeutig formuliert

Konkret geht es laut Angaben um die Frage: „Wünschen Sie sich für die Zukunft eine beitragsfreie Pflegekammer in Niedersachsen?“ Als mögliche Antworten seien „Ja“, „Nein“ und „Keine Angabe“ vorgegeben. Kammergegner befürchteten, dass ihr „Nein“ als Votum für eine beitragspflichtige Kammer interpretiert werde, hieß es. Befürworter einer beitragsfinanzierten Kammer fühlten sich ebenfalls genötigt „Nein“ anzukreuzen. Reimann hatte im Vorfeld erklärt, diesen Teil der Umfrage als politisch bindend zu betrachten.

Inzwischen kursierten im Internet unterschiedlichste Interpretationen zur Frage, sagte Kammerpräsidentin Nadya Klarmann. Das erschwere eine spätere wissenschaftliche Bewertung. Die Kammer forderte die Ministerin auf, „die Bewertung dieser doppeldeutigen und wissenschaftlich angreifbaren Frage“ nicht in die politischen Entscheidungen einfließen zu lassen.

Die Online-Befragung richtet sich an alle rund 80.100 Mitglieder der Pflegekammer Niedersachsen. Sie entscheidet unter anderem über die Zukunft der Kammer. Im Zentrum steht eine Beitragsfreiheit. Die Teilnehmer hatten bis zu diesem Freitag Zeit für die Beantwortung der Fragen. Das Ergebnis wird für August erwartet.

Die niedersächsische Pflegekammer hatte sich im August 2018 konstituiert. Alle Pflegefachkräfte aus der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege sind per Gesetz Mitglied. Nach anhaltender Kritik der Mitglieder hatte sie bereits ihre Beitragsordnung überarbeitet. Derzeit werden die Arbeit und Organisation der Kammer von unabhängigen Experten untersucht. kna