Hannover. Braucht es wirklich für jeden Brötchenkauf einen Bon? Das Gesetz sagt seit Anfang des Jahres: ja. Viele Kunden können das nicht nachvollziehen.

Die neue Kassenbonpflicht stößt Bäckern in Niedersachsen zufolge bei den Verbrauchern auf große Ablehnung. Nicht einmal jede zehnte Quittung gehe über die Theke, der Rest lande im Müll, sagte Babette Lichtenstein van Lengerich vom Bäckerinnungsverband der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.„Einige Kunden sind so sauer, dass sie sagen, sie sammeln die Bons und senden sie ans Finanzamt“, sagte die Unternehmerin. „Der Unmut der Bevölkerung ist eklatant. Die Kunden wollen die Bons nicht haben. Sie halten es für unverantwortlich, so viel Papier und Arbeit zu produzieren.“ Für die Kunden verlängere die Bonpflicht einerseits den Kassiervorgang. Wegen des benötigten Papiers koste sie größere Betriebe zudem Tausende Euro im Monat.

Bon muss unaufgefordert ausgehändigt werden

Seit Jahresanfang müssen Händler mit elektronischen Kassensystemen ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg aushändigen – auch wenn es nur um ein paar Brötchen geht. Bei vielen Betrieben stößt die Regelung auf Kritik. „Was da derzeit passiert, ist einfach Müllproduktion“, sagte Daniel Schneider vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks am Sonntag. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer bezeichnete die Bonpflicht Ende Dezember als „Blödsinn“.Die sogenannte Belegausgabepflicht ist eine von mehreren 2016 beschlossenen Maßnahmen, mit denen der Gesetzgeber Steuerbetrug einen Riegel vorschieben will. Die Belegpflicht für alle Händler mit elektronischen Kassensystemen soll gegen Steuerbetrug helfen, etwa weil das Kassensystem und die Bons miteinander abgeglichen werden könnten. Für Händler, die noch keine passende Kasse besitzen, gilt eine Übergangsphase bis September.

Bonpflicht: „Noch nicht das letzte Wort gesprochen“

Umgesetzt wird die Ausgabepflicht in Niedersachsens Bäckereien Lichtenstein van Lengerich zufolge aber bereits fast überall. Sie habe trotzdem noch Hoffnung auf eine Abkehr von der Vorgabe. Der Verband sei dazu in Gesprächen mit den zuständigen Landesministerien. „Da ist mit Sicherheit nicht das letzte Wort gesprochen.“ Für den 21. Januar ist ein Treffen mit einer Vertreterin des Wirtschaftsministeriums geplant, um den Bürokratieaufwand der Bäcker zu verdeutlichen.

Die Landesregierung zeigte sich im Dezember uneins: Während Umweltminister Olaf Lies (SPD) sagte, die Regelung sei „völlig unvernünftig und ökologisch absoluter Unfug“, und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) betonte, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stünden, wies das CDU-geführte Finanzministerium darauf hin, dass dem Land wegen manipulierter Kassen viel Geld entgehe. Deswegen bestehe dringender Handlungsbedarf für den Gesetzgeber.

Eine Alternative: der E-Bon

Eine mögliche elektronische Erfassung der Bons, die das Papierproblem lösen könnte, beurteilte Lichtenstein van Lengerich skeptisch. Zwar sei ein E-Bon für den Umweltschutz sinnvoll. Technisch sei dieser Weg aber noch nicht ausgereift. So gebe es einzelne Bäcker, die anbieten, einen QR-Code zu scannen, und andere, die den Bon per Mail verschicken. Noch sei aber nicht geklärt, ob diese Varianten den Finanzämtern genügen. Zudem gebe es Datenschutzbedenken.

Auch finanziell sei ein E-Bon für die Betriebe problematisch, sagte Lichtenstein van Lengerich. „Die technische Umrüstung auf E-Bon bedeutet nochmals hohe Kosten für den Bäcker.“ Bis der Kunde sein Handy gezückt habe, vergehe darüber hinaus zusätzliche Zeit – und ältere Kunden ohne Smartphone bräuchten trotzdem einen Papierbon.

Im Wesentlichen stehe dem elektronischen Bon aber die Akzeptanz der Kunden entgegen. „Wenn der Kunde keinen Papierbon will, warum sollte er einen digitalen wollen?“, fragte die Unternehmerin. „Wir produzieren auf diese Weise nur weiteren Datenmüll.“