Hannover. Konkrete Maßnahmen, die niedersächsische Behörden gegen Missstände in Versuchslaboren sofort umsetzen könnten, beschlossen die Parteien aber nicht.

Nach Tierquälerei-Vorwürfen in einem Versuchslabor südlich von Hamburg haben alle Parteien im niedersächsischen Landtag ein härteres Durchgreifen gefordert. Konkrete Maßnahmen, die niedersächsische Behörden gegen Missstände in Versuchslaboren sofort umsetzen könnten, beschlossen sie am Freitag aber nicht. Zunächst soll sich der Umweltausschuss mit der Thematik befassen. Die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte hatte in einem Antrag gefordert, das Versuchslabor in Neu Wulmstorf zu schließen. Bei Verstößen sollten Firmen nach Willen der Grünen nicht nur Bußgelder auferlegt werden, sondern auch Gewinne abgeschöpft werden.

Tierschutz: EU leitet Verfahren gegen Deutschland ein

„Es kann nicht sein, dass in Deutschland Tierversuche durchgeführt werden, die in anderen Ländern nicht zulässig sind“, empörte sich die SPD-Abgeordnete Karin Logemann. „Wieder haben wir es mit einem Kontrollversagen zu tun.“ Auch der FDP-Abgeordnete Hermann Grupe forderte konsequentes Handeln: „Wir müssen alles tun, damit durch unabhängige Kontrollen ordentlich mit Mitgeschöpfen umgegangen wird.“ Betroffen äußerte sich der CDU-Abgeordnete Christoph Eilers: „Jeder mitfühlende Mensch kann sich nur empören über den Umgang und über die Haltung der Tiere, an denen im Landkreis Harburg Versuche durchgeführt wurden.“

Zuständig für den Tierschutz in Versuchslaboren ist auch die Bundesregierung. Nachdem die EU Nachlässigkeiten angeprangert und ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet habe, müsse Berlin zügig Verbesserungen des Tierschutzes umsetzen, sagte Eilers. Die AfD-Abgeordnete Dana Guth monierte, dass mögliche Missstände in dem Versuchslabor in Neu Wulmstorf von den Grünen im Landtag schon vor Jahren thematisiert worden seien. Getan habe sich am Ende aber nichts.

Blutende Hunde und mit Metallringen fixierte Affen

Aus dem privaten Tierversuchslabor im Landkreis Harburg waren heimlich aufgenommene Videos veröffentlicht worden, auf denen blutende Hunde und mit Metallringen fixierte Affen zu sehen waren. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt. Das Veterinäramt des Landkreises Harburg will dem Labor künftig umfangreiche Auflagen stellen und es deutlich engmaschiger kontrollieren, kündigte eine Kreissprecherin Anfang der Woche an. dpa