Hannover. Viele Kinder von Flüchtlingen sprechen vor der Einschulung nur schlechtes Deutsch. Doch es gibt Maßnahmen, damit sie ihren Rückstand schnell aufholen.

Die Zahl der Schulanfänger mit Deutschproblemen in Niedersachsen ist seit dem verstärkten Flüchtlingszuzug erheblich angestiegen. Der Anteil der Kinder, die sich bei der Schuleingangsuntersuchung nicht oder kaum auf Deutsch verständigen können, stieg von 1,5 Prozent im Jahr 2014 auf 5,8 Prozent im vergangenen Jahr, teilte das Landesgesundheitsamt am Montag mit. Eine wahrscheinliche Erklärung dafür sei der verstärkte Zuzug von Familien mit Kindern aus dem Ausland.

Nach Besuch eines Kindergartens weniger Sprachprobleme

Von 67 000 untersuchten Jungen und Mädchen hatten 4000 massive Deutschprobleme, berichtete der NDR. Nach dem Besuch eines Kindergartens hatten Kinder viel seltener Probleme mit der deutschen Sprache, wie die Schuleingangsuntersuchung ergab.

Inzwischen sinke der Anteil der Kinder mit erheblichen Deutschproblemen bereits, sagte Abteilungsleiterin Elke Bruns-Philipps im Landesgesundheitsamt. Betroffene Kinder profitierten extrem vom frühen Besuch des Kindergartens.

Beleg dafür, dass gebührenfreie Kindergärten wichtig sind

„Das ist ein Beleg, wie richtig die Einführung der Gebührenfreiheit im Kindergarten war: Es geht darum, die Hürden zum Kindergartenbesuch für alle Kinder zu senken“, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Bildung beginne nicht erst in der Schule. „Das gilt vor allem für den Spracherwerb.“

Die Schuleingangsuntersuchung wird, wie Bruns-Philipps erklärt, meist im November oder Dezember vor dem Einschulungstermin im Sommer organisiert. Zuerst werden die älteren Kinder untersucht, bei denen eine Einschulung auf jeden Fall ansteht.

Ungleiche Verteilung von Kindern mit Deutschproblemen problematisch

Zusätzlich gibt es ein Jahr vor der Einschulung eine Sprachstandsfeststellung in den Kindergärten. Wenn dort Deutschdefizite auffallen, gibt es für die Kinder ein Sprachtraining in der Kita, teils werden auch wöchentliche Deutschstunden in der Grundschule für die künftigen Schüler organisiert. Daran müssen auch Kinder mit Deutschproblemen teilnehmen, die keine Kita besuchen.

Bedenkenswert ist aus Sicht des Landesgesundheitsamtes, dass die Verteilung der Kinder mit eingeschränkten Deutschkenntnissen auf die Grundschulen unterschiedlich ist. Es gebe daher Grundschulen, die einen sehr viel höheren Anteil von Kindern mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen aufzunehmen hätten als andere Grundschulen.

Kinder holen ihren Rückstand oft schnell auf

Wie das Kultusministerium erklärte, kann in Schulen mit mindestens zehn Zuwandererkindern ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen eine separate Sprachlernklasse eingerichtet werden. Ab vier Kindern könne ein Förderkurs „Deutsch als Zweitsprache“ eingerichtet werden für Schüler, die noch erheblichen Förderbedarf haben. Schulen mit einem hohen Anteil deutschschwacher Schüler erhielten für die Sprachförderung zusätzliche Lehrerstunden.

Wie die Landesschulbehörde betonte, wird kein Kind wegen fehlender Deutschkenntnisse von der Einschulung zurückgestellt. Die Schulpflicht gelte für alle, zugleich holten betroffene Kinder ihren Sprachrückstand oft schnell mit ihren Kameradinnen und Kameraden in der ersten Klasse auf. dpa