Göttingen. Sonne satt und kein Regen – die Folge: Schlechte Karten für Amphibien und Libellen. Und auch andere Tiere leiden unter der Hitze.

Viele wildlebende Tiere leiden zunehmend unter der Trockenheit und Hitze. Betroffen seien vor allem Amphibien, teilte die Umweltschutzorganisation BUND mit. Schon im vergangenen Jahr seien zahlreiche Kaulquappen bedrohter Arten wie Moorfrosch, Laubfrosch, Rotbauchunke oder Knoblauchkröte wegen des Wassermangels in den Laichgewässern vertrocknet, sagte BUND-Experte Georg Wilhelm der Deutschen Presse-Agentur. Dies wiederhole sich in diesem Jahr in noch größerem Ausmaß. „Ein solch totes Amphibienjahr wie 2019“ habe er bisher noch nicht erlebt, sagte Wilhelm.

Laichgewässer wieder ausgetrocknet

Wegen der Trockenheit des vergangenen Jahres, die wegen des mangelnden Regens in diesem Jahr nicht ausgeglichen werden konnte, seien viele Laichgewässer wieder bereits nach kurzer Zeit ausgetrocknet, erklärte der Experte. „Neben dem Ausfall der nachwachsenden Generation werden wahrscheinlich auch die Alttiere durch Trockenheit und Hitze gestresst.“

Eine Libelle fliegt über die Wasseroberfläche der Havel.
Eine Libelle fliegt über die Wasseroberfläche der Havel. © dpa | Jens Büttner

Ähnlich verheerend sehe es derzeit für viele Libellen aus, sagte BUND-Expertin Maike Sprengel-Krause. „Durch das Austrocknen von Gewässern, Mooren und Nasswiesen sowie Quellbereichen von Bächen haben wir massive Bestandsrückgänge.“ Weil Libellen als Larven zwei und bei manchen Arten sogar bis zu sechs Jahre im Wasser leben, gingen derzeit gleich mehrere Generationen „kaputt“. Weniger Probleme hätten dagegen die Störche, sagte der Ornithologe Reinhard Löhmer. „Um den Adebar braucht man sich keine Sorgen zu machen. Schließlich ist er mehrheitlich von September bis Februar südlich der Sahara in der Sahelzone aktiv. Und dort ist es im Allgemeinen trocken und heiß.“

Vogelnachwuchs hohen Temperaturen ausgesetzt

Für Vogelarten wie Mauersegler oder Schwalben dagegen ist die Hitze nach Einschätzung der Naturschutzorganisation bedrohlich. Denn deren Nachwuchs sei in vielfach unter Dachvorsprüngen gelegenen Nestern besonders hohen Temperaturen ausgesetzt, sagte Sprecher Matthias Freter. „Getrieben vom Wunsch nach Abkühlung stürzen die jungen, noch flugunfähigen Vögel aus den überhitzten Nestern und verletzen sich schwer, meistens tödlich“, sagte Freter. Dasselbe Problem gebe es bei vielen Fledermausarten.

Schwierigkeiten hätten Tiere vor allem im heißen Flachland wie etwa im Leinetal, sagte Michael Rudolph von den Niedersächsischen Landesforsten. Im Harz dagegen sei die Lage für viele Arten noch unproblematisch. „Derzeit führen die meisten Bäche und Kleingewässer noch Wasser“, sagte Rudolph. Auch Quellbereiche oder Senken seien noch feucht, so dass die Tiere ausreichend Wasserstellen fänden. Die meisten Tierarten seien zudem nachtaktiv. „Sie verbringen in ruhigen schattigen Waldbereichen den Tag und gehen erst nachts auf Nahrungssuche“, sagte Rudolph.

Wolf zieht sich mittags zurück

„Die Tiere fahren ihre Aktivität zurück und passen sich den Gegebenheiten an“, sagte auch Mandy Gebara vom Nationalpark Harz. „Viele suchen sich in der Mittagshitze kühlere Bereiche und werden dann erst wieder zu kühleren Tageszeiten aktiv.“„So machen es zum Beispiel Wolf, Luchs, Wildkatze und Hirsch“, erklärte die Artenschutzreferentin des BUND, Andrea Krug. Zudem deckten die meisten Wildtiere ihren Wasserbedarf über die Nahrung. „Wenn es also ein paar Tage nicht regnet, können die Tiere das gut verkraften“, sagte Krug. „Wenn aber eine langanhaltende Trockenperiode eintritt, leiden die Tiere, da sich das Nahrungsangebot verringert.“

Gartenbesitzern empfiehlt der BUND, ihre Gärten naturnah herzurichten, weil dies vielen Tiere Hitze und Trockenheit grundsätzlich erträglicher mache. Denn derartige Gärten böten Schatten, sagte Sprecher Freter. Zusätzlich sollten Garten- und Balkonbesitzer Vogel- und Insektentränken aufstellen. dpa