Oldenburg. Das Regendefizit des vergangenen Jahres sei in vielen Teilen Niedersachsens noch nicht ausgeglichen, sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer.

Die Wetterbilanz der ersten Jahreshälfte 2019 ist aus Sicht der Landwirtschaft besser als im vergangenen Rekord-Dürre-Jahr. Aber: Oft warten Bauern noch auf Regen. Das Regendefizit des vergangenen Jahres sei in vielen Teilen Niedersachsens noch nicht ausgeglichen, sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer in Oldenburg.

Insbesondere auf den "schwereren" Standorten, wo der Boden viel Wasser speichern kann, seien die Böden im unteren Bereich noch nicht wieder aufgefüllt. Auf den leichteren Standorten haben laut Kammer Wintergetreide und Winterraps die Wasservorräte wieder absinken lassen. Bei anhaltender Trockenheit und hohen Temperaturen dürften die Wasserreserven im Boden schnell aufgebraucht sein. "Es ist also auch weiterhin kontinuierlicher Regen nötig", sagte ein Sprecher der Kammer.

Geringere Ernte-Erträge durch Wetter-Extreme

Der Regen sei in den vergangenen Wochen in den verschiedenen Landesteilen sehr unterschiedlich gefallen. Am vergangenen Wochenende fielen in Nordostniedersachsen zwischen 0 und 50 Millimeter Niederschlag, im Landkreis Osnabrück in den vergangenen zwei Wochen zwischen 10 und 55 Millimeter, und im Elbe-Weser-Dreiecke zwischen 20 und 70 Millimeter. Zum Teil hagelte es stark, was zum Beispiel bei den Obstplantagen im Alten Land für Schäden sorgte. Auch extrem starker Regen ist nicht gut, weil unter anderem der Boden die Wassermassen nicht gut aufnehmen kann. Diese Wetter-Extreme dürften sich bei der Ernte mit geringeren Erträgen auswirken, fürchten die Experten der Kammer.

Auch in der vergangenen Woche zeigte sich das Wetter zwischen Harz und Nordsee in seiner gesamten Breite. Hagel, Starkregen und fast niederschlagsfreie Gebiete lagen oft dicht beieinander. Diese regionalen und teilweise kleinräumigen Unterschiede scheinen mittlerweile typisch für das Wetter zu sein, hieß es.

4600 Dürrehilfe-Anträge eingereicht

Unterdessen schreitet die Bearbeitung der Anträge auf Dürrehilfen weiter voran. Von den 4600 eingereichten Anträgen sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums etwa 25 Prozent nicht bewilligungsfähig, so dass am Ende rund 3200 Bewilligungen stehen. 145 Landwirte haben demzufolge bereits einen ablehnenden Bescheid bekommen. Bislang seien 25,07 Millionen Euro an 3175 niedersächsische Landwirte ausgezahlt worden. Im Juli und August sollen weitere Auszahlungen an die berechtigten Landwirte erfolgen.

Für die Hilfen hatte der Bund für Niedersachsen zunächst 17,8 Millionen Euro bereitgestellt und das Land dieselbe Summe aufgebracht. Durch nachträgliche Zuweisungen von Bund und Land stehen nun insgesamt 45,8 Millionen Euro an Dürrehilfen für Niedersachsen zur Verfügung. Bislang erhalten alle berechtigten Antragssteller einen Abschlag von 40 Prozent der Antragssumme. Bis auf wenige Einzelfälle sind laut Ministerium alle Anträge geprüft und Abschlagszahlungen gezahlt. Nach Abschluss der Prüfungen sollen noch weitere Abschlagszahlungen erfolgen. dpa