Hannover. . Betrunken und ohne Führerschein soll ein 18-Jähriger einen Sportwagen gestohlen haben. Auf der Flucht erfasste das Auto einen 82-Jährigen.

Weil er auf der Flucht vor der Polizei einen Fußgänger überfahren haben soll, steht ein 18-Jähriger von Donnerstag (9 Uhr) an wegen Mordes vor dem Landgericht Hannover. Dem jungen Mann werden außerdem Straßenverkehrsgefährdung, Diebstahl, Fahren ohne Führerschein und Fahrerflucht vorgeworfen.

In gestohlenem Sportwagen durch Hannover gerast

Er soll am Morgen des 24. Juni 2018 zunächst betrunken einen Sportwagen gestohlen und darin mit einer 17 Jahre alten Bekannten geflüchtet sein. Um sich einer Polizeikontrolle zu entziehen, sei der Mann durch Hannovers Innenstadt gerast und in der Nähe des Hauptbahnhofes mit einem 82 Jahre alten Fußgänger zusammengestoßen, heißt es in der Anklage. Der Senior starb wenig später an seinen Verletzungen. Zwei Zeugen konnten laut Staatsanwaltschaft dem Raser noch ausweichen.

Öffentlichkeit zu Prozessauftakt ausgeschlossen

Der Mann prallte danach mit seinem Auto gegen einen Ampelmast und flüchtete zu Fuß weiter. Er stellte sich wenig später der Polizei. Zum Auftakt des Prozesses hat das Landgericht Hannover die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der junge Mann habe eine Persönlichkeitsstörung im emotional-sozialen Bereich mit depressivem und suizidalem Verhalten, sagte der Vorsitzende Richter der Jugendkammer am Donnerstag. Es sei zu befürchten, dass sich sein Zustand massiv verschlechtert, sollten Zuhörer den Prozess verfolgen. Die Medien dürfen damit auf Antrag der Verteidigung, die ein psychiatrisches Gutachten vorgelegt hat, während der gesamten Hauptverhandlung nicht in den Gerichtssaal. Für den Prozess sind zunächst fünf Verhandlungstage angesetzt. Nach dieser Planung könnte am 9. Januar das Urteil gesprochen werden.

Ähnlicher Fall in Wolfenbüttel

Dass Unbeteiligte bei wilden Verfolgungsfahrten getötet werden, ist kein Einzelfall. In Berlin begann Ende November der Mordprozess gegen einen 27-Jährigen, der auf der Flucht vor der Polizei Anfang Juni eine 22-jährige Fußgängerin auf dem Bürgersteig erfasst haben soll. Die junge Frau starb noch am Unfallort im Stadtteil Charlottenburg.

In Wolfenbüttel wurde 2013 eine 45 Jahre alte Fußgängerin von einem mutmaßlichen Mitglied einer Diebesbande auf der Flucht überfahren. Für Entsetzen sorgte im Februar 2017 ein 25-Jähriger in Brandenburg, der zunächst seine Großmutter erstochen und auf der anschließenden Flucht vor der Polizei zwei Beamte überfahren hat. Die Männer, die das Fluchtauto an einer Kontrollstelle stoppen sollten, waren sofort tot. Der Täter wurde Anfang des Jahres vom Landgericht Frankfurt (Oder) zu lebenslanger Haft verurteilt.