Hannover. . Sollte der Wolf in das Jagdrecht aufgenommen werden, könnten Jäger nach entsprechender behördlicher Genehmigung auf die Tiere schießen.

Nach der vermuteten Wolfsattacke im Landkreis Rotenburg zieht Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) nun doch eine Aufnahme der Wölfe in das Jagdrecht in Erwägung. Es müsse geprüft werden, „ob und ab wann die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht helfen kann, um beispielsweise Fragen von Zuständigkeiten und Befugnissen zu lösen“, sagte Lies am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Ob ein Wolf zubiss, ist noch unklar

Sollte der Wolf in das Jagdrecht aufgenommen werden, könne er aber nicht automatisch bejagt werden. "Der Wolf ist streng geschützt. Wir kommen jedoch angesichts der deutlich zunehmenden Population eines Tages in Bereiche, in denen auch eine Bestandsregulierung notwendig ist." Spätestens dann müssten die Wölfe ohnehin im Jagdrecht sein, um die Population zu regulieren. Nach entsprechender behördlicher Genehmigung könnten dann Jäger schießen.

"Die Zahl der Wölfe in Deutschland erhöht sich exponentiell", sagte Lies weiter. Er setzt sich schon länger für eine stärkere Kontrolle der Wölfe ein, im Agrarland Niedersachsen kommt es zu besonders vielen Rissen. Eine von Lies angestoßene Initiative im Bundesrat soll ein bundesweites Konzept zum Umgang mit Wölfen bringen. Abschüsse von Problemwölfen sollen erleichtert werden. Eine Aufnahme in das Jagdrecht hatte Lies aber bislang abgelehnt. Das könne falsche Erwartungen wecken, hatte er argumentiert.

DNA-Untersuchungen laufen

Vor einer Woche hatte es in Niedersachsen möglicherweise den ersten Angriff eines Wolfes auf einen Menschen in Deutschland seit Rückkehr der Tiere gegeben. DNA-Untersuchungen sollen zeigen, ob es wirklich ein Wolf war. Ein Ergebnis wird in den nächsten Tagen erwartet.

Der Deutsche Jagdverband hatte im vergangenen April eine zeitnahe Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht gefordert. Hintergrund waren Vorstöße, spezielle Entnahmetrupps ohne Rücksprache mit den örtlichen Jägern zu bilden. In Niedersachsen ist die Landesjägerschaft für Beobachtung und Dokumentation der Wölfe zuständig.

In Niedersachsen war im April 2016 erstmals seit der Rückkehr der grauen Jäger legal ein Problemwolf getötet worden - das im Internet von Naturschützern Kurti genannte Tier mit der Bezeichnung MT6. Geschossen hatte auf Veranlassung des damaligen Umweltministers Stefan Wenzel (Grüne) ein Scharfschütze der Polizei.