Hannover. 2015 brachten die Kommunen eilig Flüchtlinge unter. Weil heute weniger kommen, brauchen manche Städte den Platz nicht mehr und nutzen ihn anderweitig.

Sie schliefen zwischen Kirchenbänken, in leeren Baumärkten oder gemieteten Containern: Als 2015 Hunderttausende Flüchtlinge in Deutschland Schutz suchten, mussten Kommunen in kürzester Zeit Unterkünfte organisieren. Seit die Zahl der Asylsuchenden deutlich gesunken ist, brauchen einige Städte den Platz nicht mehr und wollen den Leerstand neu nutzen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

So will die Hansestadt Bremen fast die Hälfte ihrer 37 Unterkünfte umgestalten: In ein Haus sind zum November bereits Studenten eingezogen. Sie wohnen nicht nur in der Nähe zur Universität, sondern auch in direkter Nachbarschaft zu Zugewanderten. «Gemeinschaftliche Wohnformen für heranwachsende Geflüchtete und Auszubildende beziehungsweise Studierende» sei Ziel der Bremer Integrationspolitik, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne).

Auch Obdachlose sollen in einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft unterkommen

Auch Obdachlose sollen in einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in Bremen unterkommen. Das Haus liegt zwischen Weser und Hauptbahnhof. Es biete bald Platz für etwa 30 Obdachlose mit psychischen Problemen, teilte die Sozialbehörde mit. Im Haus gebe es eine Krankenwohnung. So müssten die Menschen nach einer medizinischen oder psychiatrischen Behandlung nicht auf die Straße entlassen werden.

2015 hatte das Land Niedersachsen die Kapazität für die Erstaufnahme von Flüchtlingen drastisch erhöht. Bis 2016 gab es nach Angaben des Innenministeriums fast 100 Notunterkünfte und Erstaufnahme-Stätten. Teils waren sie vom Land betrieben, teils von Städten und Gemeinden. Hinzu kamen etliche Folgeunterkünfte.

In Braunschweig wohnen schon jetzt Studenten in ehemaliger Flüchtlingsunterkunft

In Braunschweig folgten ebenfalls Studenten auf Flüchtlinge. Zwei der ursprünglich acht Unterkünfte bewohnen jetzt Studenten, wie die Stadt mitteilte. Auch Oldenburg reduzierte die Zahl der Unterkünfte. Allerdings erfüllen die Gebäude andere Zwecke: So wurde eine alte Tennishalle, in der Zugewanderte untergekommen waren, zu einer Skatehalle umgebaut. In einem einstigen Wohncontainer fand ein städtischer Dienst Räume für seine Verwaltung. Zurzeit ist in Oldenburg noch eine von ursprünglich elf Unterkünften in Gebrauch.

Anders sieht es in Göttingen aus: Dort werden einem Sprecher zufolge noch alle neun städtischen Flüchtlingswohnheime als solche genutzt. Auch in Osnabrück sind noch 19 von 20 Einrichtungen in Gebrauch. In Lüneburg sind es nach Angaben der Stadt noch 10 von 15 Unterkünften. Ein ehemaliges Wohnheim werde derzeit zu einer Kita umgebaut.

Hannover noch beim Planen

In der Landeshauptstadt werden dagegen noch Unterkünfte geplant und gebaut. Wie eine Sprecherin erklärte, wurde zuletzt im Oktober ein neues Wohnheim für Flüchtlinge eröffnet. Hannover müsse «laufende Quoten vom Land» Niedersachsen erfüllen, sagte sie und fügte mit Blick auf die Zugewanderten hinzu: «Alle wollen in die Stadt».

In Salzgitter, Wilhelmshaven und Delmenhorst gilt seit einem Jahr eine Zuzugsbeschränkung für anerkannte Flüchtlinge. Die Städte plädierten Ende Oktober für eine Verlängerung. Derzeit spreche nicht viel dafür, dass auf die Auflage künftig verzichtet werden könne, hieß es aus dem Innenministerium.