Hannover. . Der Zwischenbericht lasse keinen dringenden Handlungsbedarf erkennen, werfe aber ein wichtiges Schlaglicht auf ein kaum erforschtes Phänomen.

Multiresistente Keime sind in Niedersachsens Flüssen und Bächen laut Landesumweltminister Olaf Lies (SPD) kein Grund zur Sorge. „Eine akute Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung gibt es nicht“, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Donnerstag in Hannover bei der Vorstellung noch vorläufiger Ergebnisse eines landesweiten Messprogramms. Der auf 200 Untersuchungen an 80 Standorten basierende Zwischenbericht lasse keinen dringenden Handlungsbedarf erkennen, werfe aber ein wichtiges Schlaglicht auf ein kaum erforschtes Phänomen.

Resistente Bakterien in Hannover

Bei der Studie wurden jedoch in der Abfluss-Kanalisation des Osnabrücker Krankenhauses sowie in geringerer Konzentration auch im Zulauf einzelner kommunaler Kläranlagen Antibiotika-Rückstände gefunden. Eine gegen vier Antibiotika-Klassen resistente Bakterienspezies wurde zudem an zwei Stellen im Großraum Hannover - in den Flüssen Leine und Innerste - nachgewiesen. Auch wenn diese Stichproben nur eine begrenzte Aussagekraft haben, wie Martin Exner von dem an der Studie beteiligten Universitätsklinikum Bonn sagte, helfen sie bei der Identifizierung der Konzentrationen im Land.

„Die Frage ist: Schaukelt sich da in der Umwelt etwas auf“, sagte Exner und betonte: „Die Abwassereinleitungen als lange übersehener Bereich müssen nun intensiver betrachtet werden.“

Auf die Krankenhäuser im Lande kommen angesichts einer hohen Abwasserbelastung mit multiresistenten Keimen somit mögliche Nachrüstungen für ihre Einleitungssysteme zu. „Das wird ganz konkret diskutiert, wir arbeiten daran“, sagte Exner. „Da, wo Antibiotika eingesetzt wurden, gab es auch Rückstände.“ Über das Vorkommen und die Verbreitung dieser Keime sei bisher aber noch zu wenig bekannt, da es keine standardisierten, systematischen Untersuchungsverfahren gebe.

Auch Lies betonte: „Die Botschaft wird sein: Wo sind die Quellen der Resistenzen und wie können wir sie reduzieren?“ Er hatte im Februar nach der Entdeckung resistenter Keime in den Gewässern des Landes bundesweite Standards gefordert. Reporter des NDR hatten zuvor Proben mit multiresistenten Erregern genommen.