Hannover. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Belgien hat Niedersachsen alarmiert. Intensive Bejagung der Überträger soll die Lösung sein.

Wegen der aus Belgien und Osteuropa näher rückenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) will Niedersachsen die Jagd auf Wildschweine erleichtern. Die dazu geplanten Änderungen im Jagdgesetz stießen bei einer Anhörung im Agrarausschuss am Mittwoch auf ein geteiltes Echo. Das für Menschen ungefährliche, aber von Schweinezüchtern gefürchtete Virus war Ende vergangener Woche erstmals in Belgien nachgewiesen worden - nur 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Was macht die Afrikanische Schweinepest so gefährlich?

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Infektionskrankheit, die bei Wild- und Hausschweinen meist innerhalb weniger Tage tödlich endet. Sie breitet sich über Wildschweine aus, kann aber auch über verseuchte Speisereste, Viehtransporter und Stallkleidung übertragen werden. Bislang gibt es keine wirksamen Medikamente. Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht nicht.

In welchen Ländern ist das Virus schon aufgetreten?

Ende vergangener Woche trat die Seuche erstmals in Westeuropa auf. Sie wurde in Belgien nachgewiesen - zunächst an zwei Wildschweinen. Bis Montag kamen drei weitere Nachweise hinzu. Seit Jahresbeginn wurden nach Angaben des bundesweit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Europa bereits mehr als 5000 Fälle von Afrikanischer Schweinepest nachgewiesen. Betroffen waren bislang das Baltikum, Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine. Begonnen hatte der aktuelle Seuchenzug 2007 in Georgien am Schwarzen Meer - ausgelöst wahrscheinlich durch Speiseabfälle von einem aus Afrika gekommenen Schiff.

Warum ist die Sorge in Niedersachsen besonders groß?

Da Wildschweine Überträger der Seuche sind, soll ihr Bestand reduziert werden. Dazu soll die oberste Jagdbehörde ermächtigt werden, zur Vorbeugung oder Bekämpfung von Wildseuchen bestimmte Verbote des Bundesjagdgesetzes einzuschränken. So sollen künftig notfalls sogar Muttertiere zur Strecke gebracht werden dürfen, sollte ASP ausbrechen. Auch das Schießen vom Auto aus auf Schwarzwild soll etwa während der Maisernte erlaubt werden.

Würde denn der Abschuss vieler Wildschweine die Gefahr eines Seuchenausbruchs verringern?

Darüber gehen die Ansichten auseinander. Im Agrarausschuss begrüßten Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, der Landwirtschaftskammer und der Landesjägerschaft das Vorhaben der Landesregierung. Anders der Deutsche Tierschutzbund: „Auch durch den Verzicht auf Tierschutz lässt sich die Ausbreitung einer Seuche nicht aufhalten“, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes, Dieter Ruhnke. Der jüngste Ausbruch der Seuche in Belgien zeige, dass sich das Virus nicht vorrangig über die Ansteckung von Tier zu Tier verbreite. Schuld seien vor allem Menschen. Daher müssten andere Schutzmaßnahmen Vorrang haben. Auch Marie Daniéle Sange vom Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover wies daraufhin, dass in Tschechien die private Jagd auf Wildschweine wenig zur Eindämmung von ASP beigetragen habe.

Gibt es außer der intensiven Bejagung von Wildschweinen noch andere Vorkehrungen?

Da sich die Seuche auch über weggeworfene Speisereste übertragen kann, wurden Raststätten an Autobahnen mit Müllbehältern ausgestattet, die von Wildschweinen nicht zu plündern sind. Nach Auskunft der Agrarministerin werden diese besonders häufig geleert. Landwirte, Jäger und Veterinäre haben das Szenario eines Ausbruchs der Schweinepest zuletzt Ende August mit einer Tierseuchenübung geprobt.