Hildesheim. Mit dem Auto in die Luft? Für Entwickler aus Niedersachsen ist das keine ferne Vision mehr. Flugautos von hier wurden schon nach Südkorea verkauft.

Wenn Südkorea die Grenze zum Norden kontrollieren will, dann kann es künftig auch Technologie aus Niedersachsen einsetzen. Genauer: Flugautos aus der Gemeinde Wedemark bei Hannover. Michael Werner hat die dreirädrigen Gefährte mit Gleitschirm mit seiner Firma entwickelt. Die südkoreanische Regierung habe bei seiner Firma gerade 1000 dieser Flugautos bestellt, sagt er. Die ersten davon seien schon in Südkorea.

In Hildesheim präsentierten Werner und andere Tüftler am Mittwoch ihre Ideen für Flugautos beim sogenannten Aviation Day der Luft- und Raumfahrtinitiative Niedersachsens vor. Denn das Land will auf diesem Zukunftsmarkt vorangehen.

Die Idee vom fliegenden Auto beschäftigt Visionäre seit Jahrzehnten. Vor 30 Jahren wurde Entwickler Werner dafür belächelt. Doch er blieb dran. Sein Flugauto sei zwar eine recht einfache Variante, „aber wir wollen ja eine Fahrmaschine machen, keinen Businessjet“. Der fliegende Wagen kommt bisher auf 70 Kilometer Reichweite. Auf der Straße kann er bis zu 110 Kilometer pro Stunde fahren, in der Luft mehr als 80.

„Mittlerweile sind Flugautos keine Dumme-Jungen-Idee mehr, sondern ein großes Geschäft“, sagt Werner - und Niedersachsen spiele ganz vorn mit. Auch der Entwickler John Brown lobt den Standort: „Wir sind in anderen Bundesländern auf viele verschlossene Türen gestoßen, hier war das anders“, sagt er. Das Land investiere vergleichsweise viel in Zukunftstechnologien wie diese.

Brown baut in Braunschweig ein Carplane, einen Wagen mit zwei getrennten Passagierkabinen und ausklappbaren Flügeln. In Zukunft solle dieses Flugauto den Verkehr zwischen Städten erleichtern, die 200 bis 1200 Kilometer auseinanderliegen. „Da würde es bei der Reisezeit Zug, Flugzeug und Auto schlagen“, sagt Brown.

Bis das Carplane allerdings markt- und serienreif ist, könne es noch vier bis fünf Jahre dauern, schätzt der ehemalige Airline-Pilot. Das Zulassungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen. Weitere Hürden für den Ottonormalverbraucher: Ein solches Flugauto würde wohl zwischen 225 000 und 300 000 Euro kosten. Außerdem bräuchte man nach bisherigem Stand neben einem Pkw-Führerschein auch einen Pilotenschein, um durch die Lüfte schweben zu können.

Deshalb sollen Privatpiloten auch die ersten Kunden sein, bis schließlich mehr Menschen Flugautos nutzen wollen und können. John Brown ist überzeugt, dass diese Technologie in ein paar Jahren eine neue „Verkehrs-Revolution“ ähnlich der Eisenbahn oder dem Auto auslösen wird.

Bei einer anderen innovativen Technologie in der Luftfahrt hinkt Niedersachsen allerdings hinterher: dem Flugtaxi. In Süddeutschland werden mit Unterstützung von Airbus, Audi oder Daimler bereits flugfähige Geräte entwickelt. In Niedersachsen dagegen ist es bisher bei Modellen geblieben.

Das liegt auch daran, dass Flugtaxis hierzulande bisher nicht autonom fliegen dürfen. „Für schnellen Fortschritt sind die bürokratischen Hürden in Deutschland zu hoch“, sagt Flugauto-Entwickler Michael Werner. Aber am meisten sei noch in Niedersachsen möglich. dpa