Hannover. Der Meeresboden der deutschen Nordsee sinkt immer tiefer ab - allerdings über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren betrachtet.

Der Meeresboden der deutschen Nordsee sinkt immer tiefer ab - allerdings über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren betrachtet. Diese Entdeckung haben Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover gemacht. Danach hat sich der Meeresboden im Quartär, also in den vergangenen 2,6 Millionen Jahren, um maximal 1100 Meter abgesenkt. Das waren im Durchschnitt 42 Zentimeter pro 1000 Jahre. Die Forscher sehen darin eine deutliche Beschleunigung, denn in den etwa 60 Millionen Jahren zuvor war die Rate zehnmal geringer.

Anlass zur Sorge, dass die Nordsee irgendwann einmal in einem Loch verschwinden könnte, sieht BGR-Forscher Jashar Arfai jedoch nicht: „Der Sedimenteintrag aus den Anrainer-Staaten ist so groß, dass die Absenkung regelmäßig ausgeglichen wird“, sagte der Hauptautor der Studie. Demnach blieb das Niveau des Meeresbodens trotz der beschleunigten Absenkung relativ konstant. Ursache sind die Sedimente der großen Flüsse wie Rhein, Elbe und Weser, die die im Durchschnitt 50 Meter tiefe Nordsee immer wieder auffüllen.

Das Forscherteam hatte das Zusammenspiel verschiedener Prozesse in der Erdkruste in zwischen 10 und 30 Kilometern Tiefe untersucht und Karten der Sedimente unter dem heutigen Meeresboden erstellt. Dort fanden sich tiefe Kratzspuren treibender Eisberge aus den letzten Eiszeiten. Damit konnten die Wissenschaftler das Alter der Sedimente und die Geschwindigkeit der Absenkung bestimmen. dpa