Celle. . Im Celler Terror-Prozess erzählt ein Polizeibeamter von brisanten Fundstücken bei einem der Angeklagten, Boban S. – auch von IS-Hinrichtungsvideos.

Wenn junge Muslime in die „Madrasa“ nach Dortmund kamen, in die Islamschule von Boban S., ging es nicht nur um Glaubensfragen. Der Deutsch-Serbe wollte offenbar auch dafür sorgen, dass der Terrormiliz Islamischer Staat der Nachwuchs nicht ausging. Haufenweise fanden die Ermittler in seinen Unterrichtsräumen handschriftliche Notizen mit Verhaltensregeln für Ausreisewillige, mögliche Schleusungsrouten, radikale Pamphlete und Audiobotschaften – auch Schriftstücke, die sich mit dem Bau von biologischen Waffen beschäftigen sowie die Anleitung zur Herstellung eines Fernzünders. Ein Beamter des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen berichtet am Dienstag vor dem Oberlandesgericht in Celle von den brisanten Fundstücken.

Laut Bundesanwaltschaft ist Boban S. Teil eines radikalen Netzwerkes mit dem Hildesheimer Prediger Abu Walaa an der Spitze. Jahrelang sollen die fünf Angeklagten unter anderem Anhänger für den IS geworben haben, seit September läuft vor dem OLG der Prozess gegen die Islamisten. Nach Aussagen von Zeugen soll Boban S. der Radikalste unter ihnen gewesen sein. Der sogenannte Tempelbomber von Essen, Yusuf T., der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri – sie gingen bei dem heute 38-Jährigen ein und aus. Es heißt, der gelernte Chemieingenieur sei ein „Takfiri“, der Anhänger einer ultra-islamistischen Strömung, die nicht nur westliche Zivilisten zu Feinden erklärt, sondern auch alle Muslime, die nicht in ihr militantes Weltbild passen.