„Es ist dieser durchgängige Imperativ, der mal ausgelassen und mal verzweifelt irgendwie an alle gerichtet ist: Beachtet uns!“

Wer Popcorn durch den Kinosaal schmeißt und Cola über den Sitz kippt, sollte schon Ärger bekommen. Asozial ist nie egal. Irgendwer muss den Müll übrigens auch wegräumen. Und dennoch: Die aktuellen „Tiktok-Challenges“, die Jugendliche dazu anregen, bei der Vorführung bestimmter Filme im Kino die Fetzen fliegen zu lassen, sind kein guter Anlass, schon wieder den Untergang des Abendlandes auszurufen. Jede Generation posiert und provoziert auf ihre Weise. Immer schon. Die „Challenge“, um die es in dem auch schon bald siebzig Jahre alten James-Dean-Reißer „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ geht, war alles andere als harmlos.

Es ist dieser durchgängige Imperativ, der mal ausgelassen und mal verzweifelt irgendwie an alle gerichtet ist: Beachtet uns! Denkt, was ihr wollt – aber schaut her! Wer wäre, unabhängig vom Geburtsdatum, von dieser Sehnsucht völlig frei?

Zumeist ist der Moment des Hinschauens, des allgemeinen Aufmerkens auch gleich der Scheitelpunkt so einer Welle. Die Sache selbst ist bald wieder öde. Aber die Pädagogik darf das nicht sein! Junge Menschen sind brillante Smartphonebediener. Doch sie brauchen Unterstützung dabei, die Beachtungswettbewerbe, die Geschäftsmodelle dahinter und die eigene Rolle darin zu verstehen. Mit Granteleien ist keinem geholfen. Auf einfühlsame, auf echte Gespräche kommt es an.