„Kunst zu attackieren ist barbarisch. Sie ist nicht schuld an der Zerstörung der Welt. Sie ist das, weswegen man noch an die Menschheit glauben kann.“

Kunst zu attackieren ist barbarisch. Sie ist nicht schuld an der Zerstörung der Welt. Sie ist das, weswegen man immer noch an die Menschheit glauben kann. Trotz aller Kriege, Massaker, Profitgier, Umweltverschmutzung. Trotz Hass und Mord und alledem. Kunstwerke machen nichts kaputt, sind keine Straßen, keine Flughäfen. Sie sind der Schönheit verpflichtet.

Junge Leute verschmieren sie dennoch. Weil sie in dem Bewusstsein leben, der letzten Generation anzugehören, die unseren Planeten noch retten kann. Sie brechen in die Aura der Museen ein, um den letzten Schein von heiler Welt zu brechen. Um nicht mehr zuzulassen, dass der Bürger sich selbst verklärt. Wir stehen bis zum Hals im Wasser und merken es gar nicht, weil wir selig auf Rembrandt glotzen.

Man kann sich in die Verzweiflung der Aktivisten über die verhängnisvolle Verdrängung hineinfühlen. Aber sie befördern damit ihre Sache nicht, im Gegenteil.

Erstens: Sie verschrecken viele derer, die man doch braucht, wenn man die Welt wirklich retten will.

Zweitens: Selbst wenn die Regierung den Forderungen nach Tempolimit und 9-Euro-Ticket nachgeben sollte, dann ist das ja im globalen Maßstab auch bloß symbolisch. Die Katastrophe ist damit nicht aufzuhalten. Die Kunstwerke leiden trotzdem. Egal wie sehr: Sie leiden.

Drittens: Der Schockeffekt der Aktionen verbraucht sich. Was kommt dann? Die Jagd nach Aufmerksamkeit folgt in unserer total medialisierten Gesellschaft der unerbittlichen Eskalationslogik...

Viertens: Der immense Zeitdruck in der apokalyptischen Argumentation der Letzten Generation verträgt sich nicht mit parlamentarischen Prozessen. „Die Wahl zwischen Zeit und Demokratie haben wir nicht“, sagte „Fridays“-Frontfrau Luisa Neubauer neulich in einer Talkshow – und war offenbar selbst darüber erschrocken. Ähnlich gehetzt redet Aktivistin Jana Mestmäcker. Da kann einem angst und bange werden – so oder so.