„Wer nach der allerersten Androhung von Konsequenzen von seinem Zeichen wieder abrückt, dem kann dieses nie ernst und wichtig gewesen sein.“

Wer den Unterschied zwischen Mut und Rückgratlosigkeit im Lichte der Weltöffentlichkeit sehen wollte, der musste am Montag nur nach Katar schauen. Mutig waren die Nationalspieler des Iran, die sich mit den Protestierenden ihres Heimatlandes solidarisierten, indem sie die iranische Hymne nicht mitsangen, sondern schwiegen. Ihnen und ihren Angehörigen drohen daher nun Konsequenzen vom repressiven Staatsapparat des Iran. Obwohl das Team mit 2:6 gegen England verlor, gewannen die Spieler an Ansehen. Das war Mut.

Was sich beim Deutschen Fußball-Bund, aber auch anderen europäischen Verbänden abspielte, war hingegen ein peinliches Einknicken gegenüber einem fürchterlichen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino und dessen finanzstarken Freunden aus dem WM-Gastgeberland Katar. Die Binde mit der Aufschrift „One Love“ als Zeichen gegen Homophobie sollten die Kapitäne einiger europäischen Teilnehmer während der Spiele tragen.

Das war im Vorfeld der WM auch vom DFB als „Zeichen“ angekündigt worden, nur um dieses dann zurückzuziehen aus Angst vor einer gelben Karte für den Träger der Kapitänsbinde. Aber wer nach der allerersten Androhung von Konsequenzen von seinem „Zeichen“ wieder abrückt, dem kann dieses nie ernst und wichtig gewesen sein. Das war Rückgratlosigkeit des größten Fußballverbands der Welt.

Die WM in Katar ist zwar gerade erst zwei Tage alt, doch bereits jetzt ist es eines der politischsten Turniere überhaupt. Und wer noch immer glaubt, dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Machthaber und Staaten erkaufen sich Sportevents, um ihre Macht auszudehnen und sich Einfluss zu ergaunern. Katar hat das offenbar geschafft, die Fifa ist längst ein Mitstreiter des Emirats. Und der DFB? Hat Angst vor gelben Karten…