“Eine Standardlösung wäre mit der Gefahr verbunden, dass der Flächentarif auseinander bricht.“

Die Einigung in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zeigt erneut, wie wichtig das Prinzip der Tarifautonomie ist. Zwar haben sich die Verhandlungen über Wochen gezogen, am Ende steht aber ein Kompromiss, der sehr vernünftig ist. Ausgehandelt wurde er von den direkt beteiligten Arbeitgebern und der Gewerkschaft IG Metall – das gewährleistet eine hohe Belastbarkeit der Vereinbarung, ohne jegliche Einmischung der Politik.

Zur Einigung gehören auf der einen Seite kräftige Lohnerhöhungen und Einmalzahlungen. Beide Bausteine werden aber über einen längeren Zeitraum gestreckt, um die Unternehmen nicht auf einen Schlag zu stark zu belasten. Als weiteres entlastendes Element sind Öffnungsklauseln für Unternehmen vorgesehen, die wirtschaftlich unter Druck stehen. Hinzu kommt die vergleichsweise lange Laufzeit des neuen Tarifvertrags über zwei Jahre. Anders wäre es nicht gegangen, weil die Spreizung zwischen gut verdienenden und angeschlagenen Unternehmen sehr groß ist. Eine Standardlösung wäre mit der Gefahr verbunden, dass der Flächentarif auseinander bricht.

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Mit dem Kompromiss werden die Belastungen in diesen unsicheren Zeiten einigermaßen gerecht zwischen Arbeitgebern und -nehmern verteilt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Anders als in anderen Tarifrunden bringt das Lohnplus nicht mehr Geld in die Taschen der Beschäftigten. Die Steigerung liegt unter der aktuellen Inflationsrate. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in einem Betrieb arbeiten, der wegen der wirtschaftlichen Lage die Lohnerhöhung verschiebt oder aussetzt, wird leider das Realität, wovor die Politik schon länger warnt: Wohlstandsverlust. Die fetten Jahre sind erstmal vorbei.