„Den Wandel herbeizuführen, darf nicht dem Einzelnen überlassen werden. Hier muss sich strukturell etwas tun.“

Sowohl Frauen als auch Männer wünschen sich mehr Flexibilität, wenn es um die Gestaltung ihrer Arbeitszeit geht. Diese Entwicklung vollzieht sich schon seit Jahren, und sie zeigt sich auch in der Anzahl derer, die in Teilzeit gehen. Manche streichen wenige Stunden ein, andere einen Tag, wieder andere gehen täglich um 12 Uhr nach Hause. Die Gründe sind unterschiedlich; mehr Zeit für Hobbys und Freizeit zu haben ist ein ebenso legitimer Grund für eine Verkürzung der Arbeitszeit wie die Pflege eines Angehörigen oder die Geburt eines Kindes.

Was sich hartnäckig hält, ist der Trend, dass Frauen immer häufiger in Teilzeit gehen, viel häufiger als Männer. Wer eine Familie gründet – und nicht den Luxus hat, dass die Arbeitszeiten der Elternteile zufällig mit den Betreuungszeiten der Kita kompatibel sind –, steht unweigerlich vor der Frage: Wer steckt
beruflich zurück? Mehr lesen: Warum Frauen besser verhandeln lernen müssen

Und diese Frage ist nur allzu leicht zu beantworten mit: der, der weniger verdient. Wie das Verhältnis von Voll- und Teilzeit wohl aussehen würde, gäbe es keine so großen Unterschiede zwischen den Gehältern von Männern und Frauen? Wenn klassische „Frauenberufe“, häufig die so wichtigen sozialen Arbeitsgebiete, fair und gerecht entlohnt würden? Und wie sähe das Verhältnis erst aus, wenn es gesellschaftlich anerkannter wäre, dass Väter ebenso wichtige Erziehungsarbeit wie Mütter leisten?

Den Wandel herbeizuführen, darf nicht dem Einzelnen überlassen werden. Hier muss sich strukturell etwas tun, um jeder und jedem echte Wahlfreiheit zu ermöglichen. Gefragt sind eine progressive Politik – und flexible Arbeitgeber, die empathisch auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden reagieren.