Man gehe mal Bekannte und Verwandte durch: Wer will schon evangelische Pfarrerin, evangelischer Pfarrer oder katholischer Priester werden?

Die Kirchen verlieren Mitglieder. Na klar, länger schon. Sonst noch was? Ja, die Kirchen haben auch das Problem mangelnden theologischen Nachwuchses. Man gehe mal Bekannte und Verwandte durch: Wer will schon evangelische Pfarrerin, evangelischer Pfarrer oder katholischer Priester werden? Oder katholische Priesterin, höhö… Und mit diesem Witz stoßen wir zum Kern der Sache vor. Die Kirchen werden sich verändern müssen. Vorsicht, Binsenweisheit: Geknickter Stolz hilft auf Dauer nicht weiter. Auch die folgende Mahnung ist nicht originell, aber das macht nichts: Wenn die katholische Kirche sich für Frauen nicht wirklich öffnet, kann sie in unserer Kultur auf Dauer schwerlich Volkskirche bleiben.

Daran, dass der Zeitgeist kein Lobbyist der Kirche ist, können weder Papst noch EKD grundsätzlich etwas ändern. Auch dass spritzige Werbeprogramme junge Menschen scharenweise für die Theologie entflammen, darf bezweifelt werden (wobei ich für die angebrachte evangelische Männer-Kampagne einen guten Namensvorschlag hätte: „Mario 2.0“). Und doch wünscht man den Kirchen Mut. Sich zeitgemäß zu verändern, ohne postmodern beliebig zu werden, ist – nicht nur für sie – ein Herkules-Projekt. Heikel. Unsicher bis dorthinaus. Sicher aber bin ich mir in diesem Punkt: Mehr Menschen, als man zunächst denken mag, würden eine Gesellschaft mit mutlos dahingedämmerten Kirchen als trostlos empfinden.