„Das Zusammenspiel des Duos bei der Präsentation wirkte nicht gezwungen.“

Das ist den Grünen in Niedersachsen schon mal gut gelungen: Mit Julia Willie Hamburg und Christian Meyer schickt die Partei zur Landtagswahl 2022 in Niedersachsen ein passables Spitzenduo ins Rennen.

Hamburg ist eine gute Fraktionsvorsitzende im Landtag und hat das Zeug zur Spitzenkandidatin. Und Meyer, immerhin Ex-Agrarminister, ist ein erfahrener Kämpe mit einigem Unterhaltungswert. Als „Bauernschreck“ attackiert, hat Meyer aus Grüner Sicht – und nicht nur aus der – immerhin versucht, Dinge zu ändern.

Das Zusammenspiel des Duos bei der Präsentation wirkte nicht gezwungen. Dem Vollblutpolitiker Meyer ist offenbar klar, dass nur im Teamspiel der Erfolg liegt. Allerdings kommen beide vom linken Flügel. Das wird viele in der Partei nicht schmerzen, zumal kein „Realo“ mit dem Bekanntheitswert Meyers bereitsteht. Es ist aber eine Schwäche, die auch bei den Inhalten deutlich wird. Denn das etwas halbstarke „Bock auf besser“ und „Bock auf Handeln“ ist zwar besser als Bock auf Streit. Den hatten die Grünen im Vorfeld der Wahl 2017 reichlich.

Die Grünen müssen aber aufpassen, bei allem Idealismus nicht in Wolkenkuckucksheime abzudriften. Ein Niedersachsen etwa, in dem eine Landesgesellschaft sozialen Wohnungsbau auf höchstem ökologischen Niveau zur schnellen Blüte bringt, kann man sich schlecht vorstellen.

Es wäre gut auch für Niedersachsen, wenn die Grünen bei aller Begeisterung auch etwas Bock auf Realismus hätten. Die Aussichten, bald wieder im Land mitzuregieren, sind derzeit aber gut – und die Stimmung auch.