Es wurde eine große Chance verpasst, klare Kante gegen den aufkeimenden Rassismus in unserer Gesellschaft und auf unseren Sportplätzen zu zeigen.

Eines vorweg: Ich bin der festen Überzeugung, dass Bromes Trainer Marc-Oliver Schmidt keinesfalls ein Rassist ist oder rassistisches Gedankengut hegt. Ich habe ihn als einen sehr empathischen, sympathischen und weltoffenen Fußballbegeisterten kennenlernen dürfen. Dennoch hat er sich rassistisch gegenüber anderen Menschen geäußert. Und da sehe ich das Problem. Es ist dieser latente Alltagsrassismus, der von Nichtbetroffenen als „halb so wild“ wahrgenommen wird. „Schwarzauge“ ist doch noch nicht so schlimm, oder? Doch! Es ist schlimm. Denn Menschen mit Migrationshintergrund werden tagtäglich mit diesen Ausdrücken aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft konfrontiert.

Als Fußballer weiß ich natürlich auch, dass der Umgangston manchmal etwas rauer werden kann; dass Dinge gesagt werden, die so ganz sicher nicht gemeint sind. Als Trainer muss ich aber erwidern, dass man sich an der Linie bei aller Emotion so weit im Griff haben muss, dass Beleidigungen jeglicher Art ausgeschlossen sind. Als Journalist und Mensch will ich sagen, dass man derartigen Entgleisungen überhaupt keinen Spielraum geben darf, sonst werden all die gut gemeinten Anti-Rassismus-Kampagnen des DFB und auch des NFV ad absurdum geführt.

Dass der FC Brome sich nun vor seinen Trainer stellt, halte ich für legitim. Ich vergleiche es mit einem Fehltritt in einer langjährigen Ehe, die – im übertragenen Sinne – der FC Brome mit seinem Trainer Marc-Oliver Schmidt auch führt. Daher möchte ich es auch nicht überbewerten, dass die Bromer die in einer Pressemitteilung, die unmittelbar nach den Vorfällen und den Vorwürfen veröffentlicht wurde, selbstgelegte moralische Messlatte reißen oder sogar unter ihr hindurchspringen.

Wie eingangs betont: Schmidt ist kein Rassist, hat viele Verdienste in der Flüchtlingsarbeit. Die Bromer Spieler mit Migrationshintergrund haben sich auch sofort hinter ihren Coach gestellt, der sich sowohl bei Barnstorf als auch bei seinem Verein und seinen Spielern entschuldigt hatte.

Doch das Urteil des Bezirkssportgerichts macht mich persönlich ein Stück weit sprachlos. Es wurde eine große Chance verpasst, klare Kante gegen den aufkeimenden Rassismus in unserer Gesellschaft und auf unseren Sportplätzen zu zeigen. In Duisburg wird ein Drittliga-Spiel abgebrochen, weil ein Fan einen Osnabrücker Spieler rassistisch beleidigt haben soll. Und in der Bezirksliga wird „Schwarzauge“ fast schon geduldet und wie jede andere Beleidigung behandelt? Die Erklärung des Sportgerichts-Vorsitzenden Thomas Menzel ist irgendwo nachvollziehbar. Auch ich habe keinen Nachweis dafür gefunden, dass „Schwarzauge“ ein offenkundig rassistischer Begriff ist. Ich stufe ihn aber als genau solchen ein. Ein Gericht muss im Rahmen der Gesetzeslage handeln und ein nicht anfechtbares Urteil fällen. Dafür habe ich Verständnis. Ich bin mir aber sehr sicher, dass der Bromer Trainer mit „Schwarzauge“ nicht die Wellensittich-Art oder den Weberknecht gemeint hat ...