Von einer nachhaltigen Personalpolitik für die befristet Beschäftigten kann seit der großen Zäsur von 2015 nicht mehr die Rede sein.

Die Ungerechtigkeit ist systemimmanent. Seit es Zeitarbeiter und Zeitarbeiterinnen bei VW gibt, hängen deren berufliche Perspektiven von der Automobilkonjunktur ab. Von einer nachhaltigen Personalpolitik für die befristet Beschäftigten kann seit der großen Zäsur von 2015 nicht mehr die Rede sein. Erst war es der Abgasbetrug, der das Geschäftsmodell der Zeitarbeitsfirma Autovision traf.

Nun sind es Corona und der Halbleitermangel, die die Produktion bei VW in Wolfsburg auf ein Minimum eindampfen. Leidtragende sind stets die Zeitarbeitskräfte, für die die einstige Drehtür in die Festanstellung nunmehr fest verschlossen scheint. Doch diese Menschen lassen sich nicht so einfach abspeisen. Sie gehen stattdessen an die Öffentlichkeit.

Bis zum desaströsen Dieselgate-Skandal hatten bei VW alle etwas vom dort praktizierten System der Job-Drehtür. Zeitarbeitnehmer/innen konnten ziemlich fest von einer Übernahme ausgehen. Denn ohne diese Mitarbeiter schafft man bei VW in normalen Zeiten gar nicht mehr das Produktionssoll. Das Unternehmen bekam im Gegenzug zudem größtenteils junge Mitarbeiter/innen, die den bedenklich hohen Altersdurchschnitt senkten, die IG Metall stärkte ihre Mitgliederbasis und der VW-Betriebsrat seinen Ruf als Möglichmacher.

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VW-Leiharbeiter fühlen sich im Stich gelassen

Davon ist nichts geblieben. Das neuerliche Auslaufen vieler Verträge erinnert stark an den Jahreswechsel 2017/2018. Im Rahmen des Zukunftspaktes trennte sich VW von vielen Leiharbeitern. Das wurde so schlecht kommuniziert und empathielos exekutiert, dass damals der Personalvorstand Blessing gehen musste. Viel gelernt hat man bei VW seitdem offenbar nicht.