„Das diffuse, aber kaum bestreitbare Problem der Impfscheu in einigen migrantischen Milieus ist erkannt und wirksam angegangen worden.“

Für rund drei Millionen Menschen in Deutschland ist die Überschrift dieses Kommentars kein bisschen rätselhaft. Da steht „Geimpft sind wir stärker!“ auf Türkisch. Auf Plakaten an der Litfaßsäule um die Ecke steht das auch auf Arabisch, Russisch usw.

Das Ziel ist klar: Es kennt zwar keiner die genaue Corona-Impfquote der hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund. Aber Befragungen und Beobachtungen legen die Vermutung nahe, dass sie lange Zeit stark unter dem Durchschnitt lag – mit oftmals furchtbaren Folgen für die Infizierten.

Es ist so eine Eigenart der Pandemie, unangenehme Fragen über unser Zusammenleben aufzuwerfen. Stimmt das also doch mit den „Parallelgesellschaften“? Wie groß ist die Zahl derer, die weder durch eine verzweifelt forcierte Gesundheitspolitik noch durch exzessive öffentliche Corona-Debatten von der Sinnhaftigkeit der Impfung überzeugt werden konnten? Aber auch diese Frage drängt sich auf: Warum glauben gleich wieder manche, endlich genau zu wissen, wem sie die Schuld am Zähfluss der Impfkampagne in die Schuhe schieben können? Gut wäre, sie schauten stattdessen kurz auf Migrantenanteil und Impfquote in Sachsen (beides sehr niedrig) und Bremen (beides sehr hoch). Tja, so simpel ist das alles eben nicht. Ach, wenn solche Themen doch häufiger besprochen werden könnten, ohne dass es auf Gesundbeterei oder aufs Abstempeln hinausläuft!

Der Artikel zum Kommentar:

Sind Migranten wirklich besonders impfscheu?

Gut ist: Das diffuse, aber kaum bestreitbare Problem der Impfscheu in einigen migrantischen Milieus ist erkannt und wirksam angegangen worden. Mobile Impfteams, Sozialarbeiter am Supermarkt, Plakate… Gute Arbeit, Hut ab! Frei nach Schiller: Spät kamt Ihr – doch Ihr kamt! Und – leider ist das anzunehmen – Ihr werdet wiederkommen müssen.