Die Botschaft dieser Umfrage klingt ein wenig blauäugig. Sie ist aber gut und richtig.

Der Bürgermeister muss kein Adonis sein. Aber glaubwürdig. Die Landrätin muss keine rhetorische Granate sein. Aber ehrlich, bitte sehr. Soweit der Befund einer Umfrage zur Kommunalwahl. Frappierend viele Menschen haben diese Charaktereigenschaften angekreuzt, als es um die Frage ging, nach welchen Kriterien sie die Eignung für den Chefsessel im Rathaus beurteilen.

Doch jetzt mal ehrlich: Ist das Ergebnis glaubhaft? Jein. In den Antworten dürfte die Kategorie Glaubwürdigkeit/Ehrlichkeit überbewertet worden sein. „Soziale Erwünschtheit“ nennt man den Faktor, der eine gutartige Tendenz der Antworten befördert. Wer gibt schon zu, sich vor allem von der Superfrisur des Kandidaten leiten zu lassen? Und doch halte ich es für billig, den Befund rasch abzutun. Der Schmalspur-Zynismus im Sinne des (übrigens fälschlich Bismarck zugeschriebenen) Spruchs, demzufolge halt nie so viel gelogen werde wie „vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“, hat unbedingt ausgedient. Die Leute können sich besser informieren denn je – auch und gerade lokal. Alle Lösungen werfen neue Probleme auf. Jede Entscheidung kann falsch sein. Die Expertise der Verwaltungsprofis muss sich an vielen Fronten bewähren. Meistens haben sie recht – aber nicht immer. Auch ich wünsche mir kommunales Spitzenpersonal, dem klar ist, dass eine offene „Fehlerkultur“ im Sinne des Vertrauens und der Partizipation der Bürger viel klüger ist als kurzfristig clevere Schummelei im politischen Nahkampf. Theoretisch finden das immer alle. Aber auch wenn es weh tut, will das beherzigt werden. Die Botschaft dieser Umfrage klingt ein wenig blauäugig. Sie ist aber gut und richtig.