Kümmerlicher Ausweis der Fähigkeit, Führungsverantwortung für ein komplexes und im Meinungsspektrum immer zerklüfteteres Gemeinwesen zu übernehmen.

Der Autor dieser Zeilen hatte kürzlich Gelegenheit, mit dem Braunschweiger Oberbürgermeister-Kandidaten Mirco Hanker (AfD) zu sprechen. Wir porträtieren sie alle, jedenfalls die, deren Parteien in den Parlamenten vertreten sind. So wie die AfD in Stadt, Land und Bund. Zwar hat sie einen Sonderstatus inne, weil sie in Teilen rechtsradikales, antidemokratisches und diskriminierendes Gedankengut vertritt: Alle demokratischen Parteien haben deshalb eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen. Ein Abweichen davon – das lehrten die Vorgänge in Thüringen – erschüttert das politische System. Etas anderes aber ist die Diskussionskultur.

Mir gefiel manches nicht, was Hanker, der immerhin zu den gemäßigten und liberalen Kräften seiner Partei gehört, zu sagen hatte. Aber die wichtigste Aufgabe für Demokraten ist, dass er es kann. Es geht übrigens auch darum, die Wähler der AfD nicht zu vergessen. Nicht, um ihnen nach dem Munde zu reden. Sie mögen sich ihr eigenes Bild machen. Vor allem: Wir brauchen sie, ringen um sie, wollen und müssen sie mitnehmen. Vielleicht auch wieder zurückholen. Das ist der Job, den Demokraten zu liefern haben. Insofern ist die Gesprächsverweigerung, die jetzt zum Eklat in Braunschweig geführt hat, ein kümmerlicher Ausweis der Fähigkeit, Führungsverantwortung für ein komplexes und im Meinungsspektrum immer zerklüfteteres Gemeinwesen zu übernehmen.