„Immer wieder schwingt sich die AfD zur Sprachpolizei auf. Es geht der Partei um symbolpolitische Rituale.“

Erst Ende Juni scheiterte die AfD mit Anträgen, um die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in den Schriftstücken des Bundestags zu verbieten. In Niedersachsen schaltet der AfD-Landesverband gleich die Justiz ein, um zu verhindern, dass der Landkreis Goslar künftig gendert. Das Verwaltungsgericht Braunschweig soll prüfen, wer darüber entscheidet, ob Kommunen gendern.

Immer wieder schwingt sich die AfD in Bund, Ländern und Kommunen zur Sprachpolizei auf. Von der Partei war während der Corona-Pandemie sehr wenig zu hören. Sie hat ein Rentenkonzept, das den Namen nicht verdient. Bei der Frage des Genderns aber gibt die AfD immer wieder Vollgas.

Es geht der Partei um symbolpolitische Rituale. Aber auch Symbolpolitik ist Politik. Sie dient der Lagerbildung. Die Union und die FDP, die mehrheitlich auch gegen das Gendern sind, bringt die AfD mit ihren Anträgen und Klagen in Erklärungsnöte. Das weiß die AfD genau. Sie spielt damit.

Dabei geht es beim Gendern doch nur darum: Die Vielfalt der Geschlechter sollte auch in der Sprache sichtbarer werden. Es ist gewöhnungsbedürftig, ja. Aber wegen eines Sternchens oder wegen eines Binnen-Is geht das Abendland nicht gleich unter. Entweder das Gendern setzt sich – in welcher Form auch immer – durch, weil die Mehrheit der Bevölkerung es gerne hätte und auch praktiziert. Oder eben nicht. Verwaltungen in Hannover, Augsburg, Flensburg, Berlin und dem Regionalverband Ruhr gendern bereits. Einige weitere Kommunen überlegen, es zu tun, so wie der Landkreis Goslar. Die Parteien müssen sich klarer positionieren. Überlasst das Feld nicht der AfD!

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