„Am besten wäre daher, wenn sich GdL und Bahn rasch einigen und der Restkonflikt im Hintergrund gelöst wird.“

Die Gewerkschaft der Lokomotivführer GdL tut gut daran, aus dem Tarifstreit mit der Bahn Druck zu nehmen und zunächst bis zum August auf Streiks zu verzichten. Auch wenn Arbeitskampf in Tarifrunden ein legitimes Mittel ist, käme er jetzt zur Unzeit. Die Entscheidung der GdL dürfte daher auch mit Selbstschutz zu tun haben. Denn es darf unterstellt werden, dass zu Beginn der Urlaubszeit nur wenige Verständnis für Streiks der Lokführer hätten. Gerde erst werden Corona-Auflagen gelockert, die Ferien werden von vielen geradezu ersehnt.

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In der Vergangenheit hat die GdL immer wieder gezeigt, dass sie sehr hart sein kann, wenn es um das Durchsetzen ihrer Interessen geht. Das ist im Grundsatz ok. Allerdings geht es aktuell nicht nur ums Geld, sondern auch um die Bedeutung der Gewerkschaft. Die GdL konkurriert mit der fünfmal größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), was in der Vergangenheit wiederholt zu Problemen und zeitlichen Verzögerungen geführt hat.

Kampf um Mitglieder und Einfluss

Um die zu entschärfen, gilt seit April bei der Bahn das Tarifeinheitsgesetz. Es regelt, dass in den Bahn-Gesellschaften jene Gewerkschaft einen Tarifvertrag verhandelt, die mehr Mitarbeiter vertritt. Unabhängig davon, dass die GdL gegen diese Lösung juristisch vorgeht, birgt das die Gefahr, dass über drastische Tarifforderungen ein Kampf um Mitglieder und damit Einfluss beginnt. Damit wären die Fahrgäste der Bahn doppelt gestraft – vom Tarif- und dem gewerkschaftlichen Machtkampf. Das darf nicht sein.

Am besten wäre daher, wenn sich GdL und Bahn rasch einigen und der Restkonflikt im Hintergrund gelöst wird.