„Besser noch wäre es, wenn Behörden den Schwung jetzt nicht ausbremsen, sondern nutzen, um weiterzumachen.“

Im März dieses Jahres veröffentlichte der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums eine kleine Bestandsaufnahme zum Thema Digitalisierung in der Pandemie. In vielen Bereichen, schrieb der Expertenrat, habe die Pandemie zu einem Schub in der Verbreitung von digitalen Anwendungen geführt, zum Beispiel bei den sprunghaft gestiegenen Raten von Menschen, die im Homeoffice arbeiten. An anderen Stellen wiederum habe das, nun ja, weniger funktioniert.

Für Schulen zum Beispiel konstatiert der Beirat, dass Schüler und Schülerinnen während des Distanzunterrichts nur noch halb so viel Zeit mit Lernen verbracht hätten. „Eine flächendeckende Nutzung digitaler Unterrichtstechnologien hätte hier in erheblichem Umfang Abhilfe schaffen können“, stellen die Autoren und Autorinnen trocken fest. Wenn es diese Technik denn gegeben hätte.

Vorgehen ist symptomatisch

Das ist symptomatisch für die Umstellung auf digitale Prozesse auch an anderen Stellen – jetzt zum Beispiel beim digitalen Impfpass. Der kommt zwar, aber ziemlich spät und im Hauruck-Verfahren.

So ähnlich lief es im vergangenen Jahr oft. Das Land ist heute digital weiter als vorher. Auch das sieht der Beirat des Wirtschaftsministeriums, und hat auch einen Rat dazu: „Einen automatischen Rückschritt zu den vor der Krise üblichen Vorgaben und Vorgehensweisen sollte es nicht geben.“ Das heißt: Was jetzt digital angefangen wurde, sollte nach der Pandemie nicht ins Analoge zurückgedreht werden. Das ist das Mindeste. Besser noch wäre es, wenn Behörden den Schwung jetzt nicht ausbremsen, sondern nutzen, um weiterzumachen. Die Bereitschaft von Mitarbeitern und Bürgern, mitzumachen, dürfte gewachsen sein in diesem Jahr, und die Digitalisierungs-Hausaufgabenliste ist lang.