“Die AfD hat sich diese Einstufung als „Verdachtsfall“ redlich verdient.“

Es ist eine bemerkenswerte Laufbahn, die die AfD da hingelegt hat: Von der konservativen Jungpartei mit nationalchauvinistischen Obertönen zur quasi-verbrieften Bedrohung für die Demokratie in Deutschland in gerade einmal acht Jahren – das muss man erst einmal schaffen. Und selbst für diese kurze Zeit kommt die Entscheidung des Verfassungsschutzes spät.

Die AfD hat sich diese Einstufung als „Verdachtsfall“ redlich verdient. Mit einer schier endlosen Liste von Äußerungen, die stigmatisieren, ausgrenzen, Menschen aufhetzen. Mit zahlreichen engen Kontakten zu bekannten Rechtsextremen. Mit Einschüchterungsversuchen gegenüber ihren Gegnern und auch Pressevertretern.

Wissenschaftler, Beobachter, alle diejenigen, die mit dem Erstarken der Partei zur Zielscheibe von Hass geworden sind, warnen deshalb seit Jahren, dass sich diese Partei zusehends weiter von ihnen wegbewegt. Wenn das Wort von der wehrhaften Demokratie nicht hohl werden soll, ist es deshalb gut, wenn auch der Verfassungsschutz sich nicht blenden lässt von den halbherzigen Distanzierungen, Relativierungen und Nicht-Entschuldigungen, die auf viele – bei Weitem nicht alle – Grenzüberschreitungen der Partei folgen.

Doch die Entscheidung des Amtes sollte keineswegs ein Signal sein an Demokratinnen und Demokraten, sich jetzt zurückzulehnen. Die AfD wird mit der Beobachtung wahrscheinlich Wählerstimmen und auch ein paar Mitglieder einbüßen. Unter die Fünf-Prozent-Hürde verschwinden wird sie kaum. Wer jetzt noch dabei ist, weiß längst, wofür diese Partei steht, und hat keine Probleme damit.

Und auch wenn die AfD als Koa­litionsoption nun endgültig verbrannt sein dürfte: Die Partei hat das Land verändert – zum Schlechteren. Die Geister, die sie rief, werden bleiben.