Es wäre verheerend, den Eindruck zu erwecken, Eintracht zucke vor solchen „Fans“ zurück.

Eins vorweg: Christoph Bratmann ist ein ehrenwerter Mensch, ein sympathischer Kerl, ein aufrechter Sozialdemokrat, ein Eintracht-Präsident, der in der Not uneitel in die Bresche sprang. Dennoch: Mir stockte regelrecht der Atem, als ich gestern in dieser Zeitung seine Phrase in Richtung der Fans im Stadion las: „Räumlich getrennt, im Herzen vereint.“

Im Herzen vereint mit Leuten, die ausweislich des Videos grölen: „Tod und Hass dem HSV“? Im Herzen vereint mit Leuten, die es in Ordnung finden, lauthals „Hannover verrecke“ zu brüllen? Gut, diese faschistoiden, nein: eindeutig faschistischen verbalen Eskalationen sind nicht neu. Aber dürfen wir uns deshalb daran gewöhnen? Damit abfinden gar? Mit dem Hinweis, dass es derlei Hassgesänge auch in anderen Stadien gibt? Dürfen wir das verharmlosen nach dem Motto: Na ja, es sind ja unsere Fans, die meinten es im Grund gut, die wollten ja nur anfeuern?

Nein. Das muss man immer wieder neu anprangern und hart sanktionieren. Erinnern wir uns nicht mehr an unser aller nur zu berechtigte Empörung, als der umgekehrte Spruch „Tod und Hass dem BTSV“ auf einem Banner im Hannoveraner Stadion zu sehen war, unmittelbar nach dem Freitod des Torwarts Robert Enke? Als alle im fanatisch überhitzten Fußball-Zirkus beschworen, dieser Tod solle ihnen in mitmenschlicher Hinsicht eine Mahnung sein? Es wäre verheerend, in Zeiten, da rechtes Gedankengut und rechter Verbalradikalismus wieder salonfähig zu werden drohen, den Eindruck zu erwecken, Eintracht zucke vor solchen „Fans“ zurück.