Bitte mal kurz erinnern: Was wissen wir über Corona-Wellen? Vor allem dies: Wenn die Deutschen in Feierlaune sind, kommt die Rechnung postwendend. Die erste Welle wurde angeschoben durch Rückkehrer von Skihüttenpartys und Karnevalsfeiern. Die zweite Welle türmte sich im Spätsommer auf. Das Virus kam aus dem Urlaub mit nach Hause und verbreitete sich bei Familienfeiern und Hochzeiten. Und die dritte? Man muss kein Apokalyptiker sein, um zu sehen, wann die nächste Welle droht. Spätestens ab Mitte Januar, wenn sich das Virus bei vielen kleinen Silvesterpartys verbreitet hat und alle wieder zurück in die Büros, Betriebe und Schulen kommen. Das muss nicht so sein. Aber es wird so sein, wenn nahezu überall im Land zehn Leute aus zehn Haushalten zusammen feiern dürfen.

Zu Weihnachten ist das Risiko überschaubar – die meisten feiern das Fest nur mit zwei, drei Haushalten. Sie werden auch darauf achten, dass Heiligabend für Oma oder Opa keine riskante Bescherung wird. Silvester dagegen ist anders – gerade nach einem Jahr mit viel Frust und zu wenig Sekt.

Im schlimmsten Fall erlebt das Land eine rauschhafte Nacht – und zahlt dafür einen tödlichen Preis. Denn: Viele Partygänger in Kellerbars, Wohnzimmern und Altbauküchen werden auf alles achten – nur nicht auf Abstand und Lüften. Und: Die eh schon durch Covid-19-Patienten überlasteten Kliniken werden durch Bölleropfer und Alkoholvergiftungen vollends in den Kollaps getrieben.

Noch ist Zeit für die Länderchefs, um sich in die Augen zu schauen und Nein zu sagen: Einmal muss Deutschland auf Silvesterfeiern verzichten. Die Zwei-Haushalte-Regel kann Weihnachten unterbrochen werden, muss danach aber wieder greifen. Das ist nicht unmenschlich. Unmenschlich wäre es, ohne Not Leben zu riskieren.