„Biontech gelang dieses Husarenstück nicht wegen des glorreichen Standorts Deutschland, sondern ihm zum Trotz.“

Das hat es wohl noch nie gegeben: Die Biotech-Firma Biontech aus Mainz schenkt der Welt Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus. Die Weltbörsen feierten die Meldung mit einem Kursfeuerwerk. Die Euphorie mag zwar etwas übertrieben erscheinen. Und doch bleibt es ein Tag der Freude.

Es ist zugleich ein Tag, an dem sich jede Selbstzufriedenheit verbietet. Denn Biontech gelang dieses Husarenstück nicht wegen des glorreichen Standorts Deutschland, sondern ihm zum Trotz. Möglich gemacht haben es neben den Forschern Milliardäre – die Feinde der Linken. Der Aufstieg zur Hoffnung für die Welt gelang mit einem Börsengang in den USA und dem Einstieg zweier asiatischer Geldgeber – der chinesischen Fosun Pharma und Temasek, dem Staatsfonds aus Singapur. Deutschland hat sich nicht beteiligt.

Biontechs industrieller Partner wiederum ist Pfizer – hierzulande gibt es keinen Pharmakonzern mehr von Weltrang. Gut möglich, dass Amerikaner als Erste den deutschen Impfstoff bekommen. Biontech, gelistet an der US-Börse Nasdaq, ist nun rund 25 Milliarden Dollar wert – und damit mehr als die Deutsche Bank.

Es gibt drei Milliardäre, die die deutsche Biotech-Branche fast im Alleingang aufgebaut haben: den SAP-Gründer Dietmar Hopp, der mit Curevac den zweiten Hoffnungsträger im Rennen um einen Impfstoff finanziert, und die Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann, die Biontech seit der Gründung Geld geben. Doch sie können nicht alles stemmen. So wächst die Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern. Da der Neue Markt als Wachstumsbörse in deutscher Gründlichkeit erledigt wurde, bleibt jungen Firmen nur die US-Börse. Damit verschwinden ein beträchtlicher Teil der Wertschöpfung und am Ende vielleicht sogar die Unternehmen in Amerika.