„Das Stammwerk Wolfsburg verliert schrittweise immer mehr Produktionsvolumen – und das bedeutet weniger Arbeit.“

Noch wissen wir nicht, ob das Corona-Jahr nur für überdurchschnittlich dunkle Bremsspuren gesorgt hat oder doch wie ein Brennglas wirkt und ohnehin anstehende Veränderungen beschleunigt. Fest steht bisher, dass sich die beiden wichtigsten Autos, die VW in Wolfsburg produziert, in diesem Jahr auf dem Heimatmarkt Deutschland ausgesprochen schwer tun. Golf und Tiguan sind zwar nach wie vor die beliebtesten Autos in ihrem Segment, verlieren aber kräftig und das oft stärker als der Durchschnitt.

Das liegt an Corona, aber nicht nur. Der Golf bekommt zunehmend Konkurrenz: von anderen Herstellern, vom SUV-Segment und von neuen Elektro-Modellen. Und auch für den Tiguan wird es enger – zum Beispiel weil VW mit dem sehr beliebten T-Roc ein kompakteres SUV anbietet. Solange sich diese Verschiebungen innerhalb des VW-Konzerns abspielen, ist unter dem Strich alles in Ordnung: mehr T-Roc, weniger Tiguan; mehr SUV und E-Modelle, weniger Golf. Insbesondere auf Stromer wie ID.3, ID.4 und ihre zu erwartenden Geschwister ist VW mit Blick auf die CO2-Grenzwerte dringend angewiesen.

In Wolfsburg wird diese Entwicklung dennoch mit Argwohn und Skepsis beobachtet. Denn die Zukunft findet derzeit anderswo statt. Das Stammwerk Wolfsburg verliert schrittweise immer mehr Produktionsvolumen – und das bedeutet weniger Arbeit. Das, was der Betriebsrat bisher angedeutet hat, dürfte in naher Zukunft daher zu harten Forderungen der Arbeitnehmervertreter führen und damit zu Konflikten.

Verstetigt sich die nachlassende Nachfrage für Golf und Tiguan, benötigt Wolfsburg ein weiteres, ein neues Modell, um wirtschaftlich produzieren zu können. Daran führt kein Weg vorbei. Dieses Modell ist am besten ein Stromer – der Zukunft wegen.