„Schon jetzt ist klar: Ein Impfstoff wird kein Allheilmittel sein. Trotzdem ist er ein wichtiger Schritt raus aus der Hilflosigkeit.“

In schweren Zeiten braucht der Mensch einen Fixpunkt, der ein Ende oder zumindest Veränderung markiert. In der Corona-Pandemie war das die Aussicht auf den Impfstoff. Seit Monaten begannen Sätze mit den Worten: Wenn erst die Impfung da ist. Aber was dann? Dann werden wir wieder bierselig in der Fankurve stehen, Oma in die Arme schließen und unsere lange geplanten Hochzeiten feiern? So richtig glauben konnte man das ja nicht, aber hoffen konnte man.

Aber wie das eben so ist: Je näher ein Hoffnungsschimmer rückt, desto klarer werden seine Konturen. Dann wird aus Hoffnung Realität, und mit der Realität kommen die Herausforderungen. Wie lange hält eine Immunisierung an? Schützt die Impfung überhaupt?

Schon jetzt ist klar: Ein Impfstoff wird kein Allheilmittel sein. Trotzdem ist er ein wichtiger Schritt raus aus der Hilflosigkeit. Selbstermächtigung. Wir haben dem Virus etwas entgegenzusetzen!

Um das möglich zu machen, muss die Politik einen guten Plan haben. Das Maskendesaster aus dem Frühjahr sollte ihr Mahnung genug sein. Sie sollte ein Register aufsetzen, in dem jeder anonym eingetragen wird, der gegen das Virus geimpft ist. Das würde eine Grundlage liefern, um Maßnahmen zu lockern. Es müssen klare Regeln aufgestellt werden, wer zuerst geimpft wird. Vor allem aber gehören diese Regeln in ein Gesetz gegossen, um die Verantwortung nicht bei den Ärzten abzuladen. Und es darf keine Frage des Geldbeutels oder des sozialen Status sein, wer vorne in der Schlange steht.

Sollte sich die Politik gegen eine gesetzliche Regelung entscheiden, sind alle gefragt. Dann müssen diejenigen einen Schritt zurückmachen, die nur von der Angst um die eigene Gesundheit getrieben sind. Sie müssen jenen den Vortritt lassen, für die eine Infektion schnell lebensbedrohlich werden kann. Dann geht es um Solidarität.