Während Spahn sich von mehr Tests mehr Sicherheit verspricht, fühlen sich Ärzte vor Ort alleine gelassen.

Es ist nicht zu leugnen: Mit dem Anstieg der Neuinfektionen steigt auch die Unübersichtlichkeit des Geschehens. Und mit der Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, allen Reiserückkehrern einen kostenlosen Corona-Test anzubieten, wird dieses Gefühl nicht besser. Immer mehr Urlauber lassen sich testen – und ihr Anteil an dem „Infektionsgeschehen“ ist beträchtlich.

Während Spahn sich mehr Sicherheit durch mehr Tests verspricht, fühlen sich insbesondere die Praktiker vor Ort, die niedergelassenen Ärzte, aber auch die Mediziner in den Krankenhäusern alleine gelassen. Sie sagen, die Politik regiere zunehmend hektisch, die daraus entstehenden Probleme würden ignoriert. Für die Hausärzte kommt die Zweite-Welle-Debatte zur Unzeit. Anlässlich fallender Covid-Zahlen noch vor Wochen hatten sie vermutlich gehofft, sich wieder um andere Themen kümmern zu können, etwa vernachlässigte Vorsorge. Nun sind diese Themen wieder weiter aus dem Fokus gerückt. Hinzu kommt eine immer verunsichertere Patientenschaft, die mit falschen Erwartungen an die Mediziner herantritt und glaubt, sie hätte das Recht, überall und zu jeder Tag- und Nachtzeit einen Test zu beantragen. An diesem Anspruchsdenken hat die oftmals unabgestimmte Kommunikation zwischen Politik und Ärzteschaft einen gehörigen Anteil. Aber auch für die Patienten gilt eine Corona-Regel weiter: Wer im Alltag Rücksichtnahme einfordert, darf diese nicht an der Garderobe des Wartezimmers ablegen.